01. Juli 2011 - Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt...

Um ehrlich zu sein. So richtig geplant habe ich das ganze hier nicht. Gut, meinen Job und meine Wohnung habe ich gekündigt. Außerdem steht das Fernziel fest. Nordkap habe ich einfach geantwortet als ich gefragt wurde wohin ich fahre... und ich weiß gar nicht mehr warum. Sicherlich habe ich mich noch mit dem nötigen Equipment eingedeckt. Alles weitere überlasse ich dem Zufall. Angefangen mit der Strecke. Warum ich das ganze mache? Auch das kann ich nicht beantworten. Ich bin müde von allem, möchte einfach unterwegs sein, die Welt, oder zumindest Teile von Europa sehen und Rad fahren. Das ganze mache ich ganz egoistisch einfach nur für mich.

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8 Uhr. Aufstehen, es geht endlich los. Werde sogar ohne Wecher wach, wie sonst auch so häufig wenn ich nicht wirklich ”muss”. Wobei ich heute Morgen schon 2 Stunden zumindest halbwach im Bett gelegen habe. Mein Hirn hat sich mal wieder mit Grübeln beschäftigt, wie eigentlich viel zu oft. Aber die letzten Tage waren infach ein bisschen anstrengend. Mal ganz von der körperlichen Arbeit beim Umzug abgesehen. Wenn man seine Kartons packt, wird man fast zwangsläufig wehmütig. Fast 3 Jahre schüttelt man halt nicht so leicht ab. Am aller schwersten ist mir der Abschied von Paulchen, Evve und Robi gefallen. Die Zeit mit den dreien werde ich richtig vermissen. Nun ja, all solche Gedanken gehen mir also im Kopf herum. Um dem ganzen auch was positives abzugewinnen komme ich relativ zeitig auf dem Velo und auf Tour.

Aus dem Bett gequält und aus dem Fenster geschaut, will ich am liebsten gleich wieder zurück in die Federn. Der Himmel ist wolkenverhangen und es regnet. Nicht die besten voraussetzungen zum Rad fahren also. Aber auf diesen Tag habe ich jetzt so lange gefiebert, dass mich das Wetter nicht abhalten kann. Außerdem werde ich wohl das eine oder andere Mal auf der Reise mit dem Wetter kämpfen müssen.

Zuerst fahre ich rüber nach Bonn um noch ein paar Kleinigkeiten mit dem ADAC zu klären. Man will ja schließlich wieder nach Hause gebracht werden falls etwas schlimmes passiert. Auf der Fähre fragt mich der Kassierer wohin ich den mit dem ganzen Krempel fahre. SZum Nordkapäntworte ich. Er ruft zu seinem Kollegen Rüber: ”Der fährt zum Nordkap, glaubste datt?”. Die beiden wünschen mir eine gute Reise. Beim ADAC muss ich erst einmal eine 3/4 Stunde warten. Ganz prima.

Nachdem ich endlich wieder draußen bin, fahre ich noch bei meinem Dad auf der Arbeit vorbei und wir essen zusammen zu Mittag. Danach geht es richtig los. Die linke Seite des Rheines in Richtung Köln ist wirklich schöner zu fahren als die rechte. Zwischendurch das eine oder andere Industriegebiet, aber sowas läßt sich ja nie vermeiden. Bis Köln läuft alles ganz gut. Weiter möchte ich nach Duisburg fahren. Ohne Karte wäre es hier schon schwierig, weil die Beschilderung der Radwege ziemlich zu wünschen übrig läßt. Die armen Menschen, die einfach gemütlich ein bisschen am Rhein längs fahren möchten. Zwischendurch gibt es einige Schauer, aber nichts für das sich ein Wechsel zu Regenklamotten lohnen würde. Der erste richtige Guß erwischt mich in Düsseldorf. Die Regenjacke finde ich sofort und bleibe wenigstens oben rum trocken. Die Hose hingegen scheint in den Tiefen der Packtaschen verschollen. Heute Abend muss ich dran denken sie zu suchen. Heute komme ich noch bis  10km vor Duisburg, wo ich mein Zelt in einem Wäldchen aufbaue. Aus der Ferne kann ich die Musik von einem Fest hören. Hoffentlich laufen die Nacht keine betrunkenen hier entlang. Der Tag war mit 115km und durch den Gegenwind ziemlich kräfteraubend. Ich habe mich die ganze Zeit gefühlt als würde ich bergauf fahren. Hoffentlich gewöhnt sich der Körper schnell an Belastung, möchte ja nicht schon in der ersten Woche schlapp machen. Wenigstens habe ich einen schönen Platz zum Campieren gefunden. Zwischendurch hatte ich so meine Bedenken, weil ich an so vielen schönen Stellen vorbei gekommen bin, nur leider viel zu früh. Und das Gesetzt für verpasste Schlafplätze lautet: Du findest nichts gescheites mehr. Langsam wird es dunkel und ich gehe ins Bett bzw. auf die Luftmatratze.