17. Juli 2011 - Tag der Qualen

Der heutige Tag wird als erster Tag der Qualen in das Tourbuch eingehen, aber davon ahne ich beim Aufstehen natürlich noch nichts. Klar weiß ich, dass das GPS mich in die Berge schicken will.

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Aber erst mal freue ich mich auf die Olympiaschanze. Zwar ein klitzekleiner Umweg, aber kein Problem. Es lohnt sich! Kann mir das gesamte Gelände anschauen, hoch auf die Schanze gehen und es springen tatsächlich noch 4 Leute von der 90K Schanze. So viele Fotos auf einen Schlag habe ich bisher auch noch nicht gemacht. Halte mich etwas mehr als eine Stunde dort auf und um 13:40 geht es weiter den Berg hoch. Wieder habe ich das gesamte Ausmaß unterschätzt, sonst wäre ich nicht so spät losgefahren. Oben angekommen gibt es als Entschädigung aber ein atemberaubendes Hochplateau. Wahnsinnige Landschaft, die jeder mal gesehen haben sollte. Allerdings komme ich nur schleppend voran, weil es immer wieder Berge gibt. Ich glaube auch das GPS hat mich nicht mehr über die Route 7 geführt, obwohl der Track nahtlos weiter geht.

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Ich finde zumindest keine Schilder mehr. Mir kommt so langsam, dass ich heute einen riesen Umweg fahre und kaum vorwärts komme. Dafür aber mit vielen Steigungen. Die Landschaft entschädigt und ich beschließe heute bis km 70 zu fahren und dann hier oben zu Campen. Plötzlich fängt es aber richtig an zu schütten und wird saukalt. Spüre die Finger nicht mehr. Das Fahren auf der durchweichten Sandpiste wird nicht leichter. Ich suche den nächsten Weg zum Abfahren. Irgendwie schaffe ich es bergab zu bremsen. Mehr geht nicht. Schalten kann ich mit den steifen Fingern nicht mehr. Will mir nur noch einen Zeltplatz mit heiß Wasser suchen. Unten angekommen bin ich richtig durch. Keine Lust und Kraft mehr weiter zu fahren. Ab zum ersten Campingplatz. Der ist geschlossen und verlassen. Die Hütten sind alle offen. Die Einrichtung rausgerissen.

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Ich schaue aber kurz beim Servicegebäude vorbei. Licht und heiß Wasser gehen noch, perfekt hier bleibe ich. Eine Küche gibt es auch. Außerdem genug Platz um zu versuchen die nassen Klamotten zu trocknen. Und, ich brauche das zelt nicht mal im Regen aufzubauen, schlafe einfach in der Küche. Finde an der Hütte noch einen Schlauch und kann mein Rad von Sand, Matsch und Dreck befreien. Der Tag hat mir richtig zugesetzt. Die Kälte und Nässe, und die Höhenmeter. Zwischendurch habe ich tatsächlich darüber nachgedacht aufzugeben und den nächsten Flughafen zu suchen. Ich wäre dem wahrscheinlich auch nahe, wenn ich jetzt kein Dach über dem Kopf hätte. Auf Dauer halte ich das nicht aus. Die nächste Tour geht wieder ins warme, ohne Regen. Bin heute 75km gefahren, um effektiv 17km Luftlinie zu schaffen. Zu allem Überfluss befinde ich mich wieder im selben Tal wie heute Morgen. Da wäre ich doch lieber direkt gefahren,

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auch wenn ich dann die tolle Landschaft verpasst hätte. Oh… und da oben laufen auch Kühe mit Glocken rum. Hauptsächlich aber Schafe, die ziemlich schnell vor Fahrrädern weglaufen können. Hätte ich gar nicht gedacht. Was ich noch vergaß. Gestern habe ich meinen Ventiladapter ausprobiert. Geht selbstverständlich nicht. Dann musste ich also am Abend mit der Minipumpe noch nachpumpen. Heute Morgen war der Reifen wieder platt. Hatte wohl gestern das Ventilinnenstück los geruckelt. Also zum start gleich noch einmal minipumpen.