06. August 2011 - Reiseziel erreicht

Es ist alles wie jeden Morgen, und doch ganz anders. Heute wird das Nordkap gestürmt! 130km liegen vor uns. Doch erst einmal werden wir “gestürmt”.

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Gegenwind vom feinsten. Wir rotieren alle 10km durch, so dass es doch ganz gut vorwärts geht und für die einzelnen auch sowas wie Pausen drin sind. Sau anstrengend ist es trotzdem. Die Landschaft bisher einmalig. Kaum Bäume oder Gebüsch die den Wind bremsen könnten. Nur Wiesen und Felsen. Von Zeit zu Zeit regnet es. Mal stärker, mal schwäscher. Man will uns die Aktion ja nicht zu leicht machen. Viel strunzdummes Ren läuft hier rum. Nach einer kurzen Verschnaufpause geht es in den Nordkap-Tunnel. 7km unter dem Meer hindurch. 3km mit 10% Gefälle hinunter, unten 1km gerade aus und dann 3km mit 10% Steigung wieder nach oben. Es ist zwar anstrengend, aber problemlos, da es wenig Verkehr gibt. Im vorhinein haben mir einige Leute schon fast Angst vor dem Tunnel gemacht. Alles Weicheier. Danach geht es bis nach Honningsvag recht gemütlich mit kleineren und einem 4km langen Tunnel dahin. In Honningsvag angekommen machen wir eine längere Pause um Kraft für die letzten 30km zu sammeln. Es stellt sich heraus, dass das unbedingt nötig war. Ich wusste, dass das Nordkap hoch liegt. Aber die Strecke hat es extrem in sich. Viel auf und ab, mit richtig steilen Passagen in denen ich in den ersten Gang runter muss. Kommen an einem Ren-Motorrad-Unfall mit Sturz vorbei. Glück im Unglück für den Fahrer. Er stürzte nicht den Abhang hinunter und ist auch sonst Ok.

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Seine Maschine sieht sehr angeschlagen aus. Es ist schon Hilfe unterwegs und wir fahren weiter. Das Rentier hatte weniger Glück. Am eigentlichen Reiseziel angekommen ist das erste hoch philosophische was mir einfällt: diebisches Drecksvolk. Weil ich erst einmal 150NOK “Eintritt” zahlen muss. Früher war es für Radfahrer kostenlos. Außerdem hat mich die Art und Weise angekotzt. Auf das Kassenhäuschen zu geht es immernoch bergrauf und ich bin an der Autokolonne vorbei gefahren. Vor allem um mein Rad gegen das Häuschen zu lehnen und mal abzusteigen. Gleich kommen irgendwelche Idioten hinter mir her gerannt um zu jammern. Ich mache noch ein “Siegerfoto” und telefoniere mit Familie und Jo. Erwische sogar fast die komplette Herrenrunde. Die trinken erst einmal ein paar Schnäpse auf mich =) Ich sitze noch ein paar Stunden in dem Aufenthaltsgebäude weil es draußen immer noch regnet. Die Sonne habe ich bisher nicht gesehen. Trotzdem sieht das Meer von hier oben einmalig aus. Wenn man es bei dem ganzen Nebel zwischendurch mal sehen kann. Es sind hier oben 2 ℃ . Danach baue ich mein Zelt in unmittelbarer Nähe zum Gebäude auf. Der Boden ist viel lockerer als es den Anschein hat. Es sah so aus, als sei das eine harte Steinwüste mit Moosflächen. Auf einer dieser Flächen übernachte ich. Bin jetzt den 37. Tag unterwegs und habe 4006km auf dem Tacho.