darktable 1.0 - Ein erster Eindruck
Am 15. März 2012 hat das Team hinter dem Open Source Foto-Workflow und RAW-Entwickler darktable die Version 1.0 heraus gegeben und eben an diesem Tag aktualisierte Sergej das Paket für Arch Linux .
Nach einer kleinen Fototour in Berlin habe ich die neue Version heute installiert und ein wenig mit den neuen Bildern gespielt. Ich habe darktable mit meinem bestehenden Katalog gestartet - nach einem Backup natürlich - und bin dabei auf keinerlei Überraschungen gestoßen. Die bearbeiteten Bilder sehen aus wie vor dem Update auch. Von Lightroom 4 hat man an dieser Stelle ja schon Schlimmes gehört ;) Auch alle Presets und Tags, etc, die ich mit den alten Versionen erstellt habe sind noch vorhanden und funktionieren Tadellos.
Von der Mailing list und aus dem Release Announcement wusste ich schon, dass es ein neues image cache gibt. Daher war es kein Wunder, dass alle Thumbnails beim start verloren waren. Doch dann kam die große Überraschung… der neue cache ist um Längen schneller als in vorherigen Versionen.
Auf den ersten Blick fällt die leicht geänderte GUI auf. An einigen Ecken wurde Hand angelegt und die Bedienelemente aufgehübscht. Besonders fallen die Elemente in der rechten oberen Ecke auf, über die zwischen lighttable, darkroom und tethering gewechselt werden kann.
lighttable Die Bedienung auf dem lighttable funktioniert immer noch wie bei den vorangegangenen Versionen und hier gibt es kaum Überraschungen. Einzig die Sterne und Farblabels befinden sich jetzt unter, statt über den Bildern.
Auf der linken Seite befinden sich die Module zum Importieren, Auswählen von Kollektionen und Informationen zum Bild, rechts Aktionen die man auf selektierte Bilder anwenden kann (z.B. Metadatan setzen, tagging, export, etc.). Die einzige mir aufgefallene Änderung ist das Keyword-Modul auf der linken Seite. Dies baut anhand der existierenden Tags eine Baumstruktur auf über die einfach Bilder selektiert werden können. Es ist nur darauf zu achten, die Tags korrekt zu setzen. Soll es eine Kategorie Deutschland, darunter Berlin und darunter Tempelhof geben, muss ein Tag DeutschlandTempelhof angelegt werden. In meinem Test musste darktable nach dem Hinzufügen der Tags neugestartet werden. Erst danach wurden die neue Baumstruktur erzeugt.
darkroom In den darkroom gewechselt, habe ich erst mal einen kleinen Schreck bekommen. In der Mitte gab es nur ein winziges Bildchen und nicht die gewohnte Größe. Die Werte für diesen Bereich konnte ich aber in den Einstellungen anpassen: Preferences -> gui options. Die beiden Punkte "maximum width of image drawing area" und "maximum height of image drawing area" habe ich auf 1680x1050 angepasst und bekomme nun wieder die gewohnte vorschau.
Die Bedienung im darkroom hat sich bei der Auswahl der Modul-Kategorien ein ganz kleines bisschen geändert. Die Anpassungen sind aber so gut gelungen, dass ich mich schon beim ersten Klick wie zu Hause gefühlt habe. "Meine" Module funktionieren noch wie vorher so dass ich mich gar nicht erst umgewöhnen muss. Das neue Modul "Shadows and Highlights" finde ich gut gelungen und werde es in Zukunft bestimmt einsetzen.
tethering Zum ersten mal gibt es in Version 1.0 tethering. Und da meine Kamera laut Release Notes unterstützt wird habe ich auch das ausprobiert. Nachdem die Kamera angesteckt wurde muss auf dem lighttable im Import-Modul ein "scan for devices" aufgerufen werden. Danach steht die Kamera für tethering zur Verfügung. Der Iso-Wert und der Weißabgleich können über das Modul "camera settings" eingestellt werden. Dies sind in der Standardeinstellung die einzigen beiden Eigenschaften. Ich habe die Blende und die Belichtungszeit mal hinzugefügt, konnte die Kameraeinstellung aber nicht ändern. Ebenfalls in diesem Modul kann festgelegt werden, dass eine einstellbare Anzahl von Bildern geschossen werden sollen. Zudem kann ein timer gesetzt werden. Diese Zeit wird zwischen den Aufnahmen gewartet, nicht aber vor der ersten! In meinem Test hat die Belichtungsreihe erst funktioniert, als ich die Kamera im manuellen Modus an den Rechner geschlossen habe. Auf Blendenvorwahl und anschließendem Wechsel auf manuell bekam ich nur eine Fehlermeldung. Im tethering Modus können Bilder gleich mit Tags versehen werden. Außerdem kann für die laufende tethering Session ein Jobcode definiert werden. Das Datum und der Jobcode bilden das Verzeichnis in dem die Bilder abgelegt werden. Eine Bildvorschau auf dem Rechner gibt es leider nicht.
Mein Fazit darktable ist erwachsen geworden. Die GUI macht einen runderen und schöneren Eindruck als bei den alten Versionen. Neuerungen wie das tethering funktionieren erstaunlich zuverlässig obwohl sie das erste Mal enthalten sind. Besonders hervorzuheben ist der wesentlich schnellere image cache, der mir doch einige Schmerzen erspart. Schön ist auch, dass ich einfach mit meiner alten Datenbank weiter arbeiten konnte und um ein Migration herum gekommen bin.
Obwohl ich mit den alten Versionen schon ziemlich zufrieden war ist die 1.0 noch mal ein großer Schritt in die richtige Richtung.