Klick, klick, klick
Heute soll ein harter Tag werden. Allerdings Ahne ich davon beim Aufstehen und gemütlichem Frühstück noch nicht. Wieder mal muss ich mich verabschieden. Sandra fährt mein beladenes Rad kurz Probe und ist erstaunt, dass es sich so leicht fahren läßt. Dann drückt sie mir die Daumen für die Tour, und ich ihr für die anstehenden Prüfungen. Während ich einen sonnigen Radtag starte muss sie also wieder zurück an den Schreibtisch zum Lernen.
Mit einer Träne im Auge mache ich mich auf den Weg in den Norden. Ja, immer weiter in den Norden. Für die nächsten Wochen. Ich sollte aufhören darüber zu schreiben. Ab jetzt kenne ich niemanden mehr, den ich überfallen und mir ein Bett sichern könnte. Heute ist der erste T-Shirt-Tag, gerade warm genug, aber nich zu warm. Ich durchquere schöne Stadtteile, die einen richtig dörflichen Charakter haben, trotzdem noch über die S-Bahn mit der Stadt verbunden sind. Die Beine bereiten mir heute keine Schwierigkeiten, im Gegenteil komme ich ziemlich schnell vorwärts. Es bestätigt sich mal wieder die Regel des verflixten fünfte Tages. Nach 40km habe ich Hamburg komplett hinter mir gelassen und ich setzte Kurs auf Rendsburg. Bis dort möchte ich heute eigentlich noch kommen. Seit die Innenstadt hinter mir liegt führt die Strecke über wenig befahrene kleine Strazen, über größere und kleinere Waldwege. Zwar ist es im Wald immer ein bisschen anstrengender zu fahren, aber der Körper spielt gzt mit. Ich passiere einen haufen kleiner Dörfer und viele, viele Bauernhöfe. Seit Tagen fahre ich an einem Maisfeld nach dem anderen vorbei. Der Mais word zur Biogasproduktion angebaut. Während einer kurzen Pause höre ich es hinter mir schon grummeln und hoffe dem Gewitter engehen zu können. Wie erwartet währt die Hoffnung nicht lange. 10 Minuten später Stehe ich in Regenjacke in einem kräftigen Unwetter. Weil der Regen nicht schwächer wird und der Hillem nicht aufhellt, fahre ich einfach durch den Regen weiter. Bestimmt zwei Stunden regnet es ununterbrochen und ich bin pitschnass. Von außen un von innen. Bin nur froh, dass es wenigstens nicht so kalt ist. Als es endlich aufklährt und trocken wird habe ich noch 30km bis Rendsburg. Klick, klick, klick ... ich habe mir irgendetwas in den Reifen gefahren und das auch noch an einer so schnell befahrenen Straße. Hier möchte man eigentlich nicht auf dem Seitenstreifen stehen und den Reifen flicken. Sofort fährt sich das Fahrrad schwammig und zwingt mich sofort anzuhalten. Ich kann die ausströhmende Luft am Hinterrad zischen hören und es dauert keine Minute bis der Reifen komplett leer ist. Wenigstens regnet es nun nicht mehr, wenn auch alles herum nass ist.
Ich flicke den Schlauch und setze soweit wieder alles zusammen. Nur noch die Mutter anziehen und weiter gehts. Ich schaue mich um... prima, der Schlüßel von meinem Pitlock ist weg und ich habe keine Chance das Rad fest zu bekommen. Es halten noch ein paar Radler an und bieten mir ihre Hilfe an, aber machen kann man natürlich nichts. Da es langsam dunkel wird und die Radläden eh schon alle zu sind, entscheide ich mich dazu das Problem erst einmal auf morgen zu verschieben und mir dann im Radladen Schnellspanner zu kaufen. Ich gehe ein paar Meter in den nassen Wald und baue das Zelt auf. Hier wimmelt es natürlich vor Mücken. Dann bricht auch noch meine Zeltstange. So Was wohl noch alles schief gehen möchte? So langsam werde ich auf jeden fall gestreßt und denke über einen Abbruch der ganzen Aktion nach. Mit Tape und Kabelbindern kann ich die Stange flicken. Mal sehen wie lange das halten wird. Das Zelt steht und ich räume Schlafsack, Luftmatratze, etc. ein und koche mir erst einmal ein paar Nudeln. Zwischendurch durchsuche ich noch einmal alle Taschen nach dem Pitlockschlüssel. Ohne erfolg. Mit dem Essen in der Hand gehe ich noch einmal zur “Flickstelle”, finde den Schlüßel natürlich auf anhieb auch nicht. Die einzige Möglichkeit ist jetzt noch, dass ich den Schlüssel in den wiechen, moosigen Boden getreten habe. Ich beginne damit die Stellt umzugraben und das Moos Schicht für Schicht zu entfernen. Als ich fast alles umgegraben und die Hoffnung schon fast aufgegeben habe, sehe ich etwas glizerndes im Moos. Und tatsächlich finde ich den Schlüssel. Überglücklich schraube ich das Rad fest und stelle die Bremse ein. Also doch noch alle heutigen Probleme gelöst. Auch wenn mich die ganze Aktion drei Stunden gekostet hat. Jetzt bin ich ziemlich zerstocken, meine Hände sind mit Rissen übersäht, total müde, aber glücklich. Ich habe heute 107km in ca. 7 Stunden geschafft.