Und es kam ein Tief
Um 6 Uhr schaue ich das erste mal auf die Uhr, entscheide aber lieber noch ein bisschen liegen zu bleiben. Um 7:20 stehe ich dann endlich auf. Bin wohl nochmal richtig eingeschlafen. Aber trotzdem eine gute Zeit. In aller Ruhe mache ich Kaffee für das Frühstück und Tee für den Tag.
Danach Frühstücke ich in aller Ruhe. Um 10 Uhr habe ich bezahlt und kann auffbrechen. Ich zahle 100 SEK für die Nacht. Das ist ganz in Ordnung wie ich finde. Der selbe Kassierer meinte gestern Abend 210 SEK. Mir soll es recht sein so. Es geht wieder zwischen den wunderschönen Fjorden entlang. Zweimal muss ich fähren. Eine mit Kabel und eine freifahrende. Bin jetzt in Schweden schon mit 3 kleineren Fähren gefahren und musste nirgendwo bezahlen. Das wird offensichtlich von der öffentlichen Hand finanziert. So würde ich mir das bei uns auch wünschen. Ich hangel mich ein kleines Stück landeinwärts um besser voran zu kommen als gestern, versuche aber auf kleinen Straßen zu bleiben , die hoffentlich weniger Verkehr haben. Das gelingt nicht immer und ich muss ab und an in stärkeren Verkehr. Immer nur für ein paar Kilometer, es geht also. Generell ist die Fahrerei auf ëchtenSStraßen ziemlich anstrengend für den Kopf. Man muss doch viel konzentrierter sein als auf Radwegen oder wenig befahrenen Straßen. Hier ist Schweden einfach traumhaft... wobei ich dazu sagen muss, dass ich ja noch nicht mehr kenne. Viel Platz und dementsprechend findet man kaum echte anhäufungen von Häusern. Wer hier Probleme mit seinen Nachbarn hat ist wirklich selbst Schuld. Die Häuser stehen auch meist ein ganzes Stück von der Straße entfernt. Nur die Briefkästen stehen direkt an der Straße. Manchmal sind die Häuser so weit weg, oder hinter einem Wäldchen versteckt und man merkt nur durch den Briefkasten, dass es dort irgendwo ein Haus geben muss. Die Postautos sind Rechtslenker und Briefträger brauchen nicht alle paar Meter aussteigen. Es geht immer wieder hoch und runter, oft mit recht starkem Gegenwind. Rechts fahre ich in eine kleine Straße um mir eine Schleife zu sparen. Gute Idee, aber eben nur eine Idee. Der Weg ist zwar direkt, nach ein paar Kilometern komme ich aber an eine enorme Steigung, die mich in den ersten Gang zwingt. Nur ein halber km/h weniger und ich würde einfach umkippen. Heute ist es warm und oben angekommen riecht es nach Kiefern. Nach ca. 45 km stehe ich vor der berüchtigten Wand. Ich kämpfe buchstäblich gegen die Hügel, den Wind und vor allem gegen mich selbst. Zum ersten mal seit Start der Tour habe ich ein richtiges Tief. Am liebsten würde ich gleich hier das Zelt aufschlagen und Schluß machen für heute. Aber da quäle ich mich jetzt durch. Ich versuche es mit einer Essenspause, manchmal wirkt das schon Wunder. Nicht so heute. Ich finde keine schöne Stelle und esse direkt an der Straße ein paar Scheiben Brot. Ein wenig besser ist es schon geworden, aber weit entfernt von der Stimmung der letzten Tage. Und das obwohl das Wetter wieder erste Sahne ist. Seit Evee mir vorgestern per SMS besseres Wetter gewünscht hat ist es schön. Hätte mich wohl vorher mal melden sollen. Vom Vorderreifen gibt es ein immer wieder klickendes Geräusch. So hat es sich bei der letzten Panne auch angehört und ich vermute schon das schlimmste. Genau das was ich mit dieser Laune brauchen kann also. Ich halte an und stelle zur Freude fest, dass ich nur einen lockeren Stein aufgesammelt habe. Eine ältere Frau, die in ihrem Garten steht fragt ob alles in Ordnun sei. Wir unterhalten uns eine halbe Stunde. Sie plant ein Cafe zu eröffnen und Übernachtungsmöglichkeiten anzubieten. Vielleicht eine ganz gute Idee. Die Gegeng gibt es her. Bisher bin ich erst 75 km weit gekommen und habe mich fast damit abgefunden heute nicht auf meine 100 km zu kommmen. Doch nach dieser Pause und dem Plausch funktioniere ich auf wundersame Weise wieder. Muss mir nur ab und an auf die Finger hauen um nicht ständig auf das GPS zu schauen, nur um festzustellen, dass ich doch tatsächlich immer noch auf der Straße bin, auf der ich nunmal gerade bin. Schaue zur Kontrolle jetzt nur noch vor Kreuzungen, die ich nehmen möchte. In jeder kleinen Pause schaue ich die folgende Strecke schon mal an und fahre dann einfach. Jetzt läuft es wieder und ich laufe erst nach insgesamt 109 km einen Campingplatz an. Zwar ist es hier nicht ganz so schön wie gestern, bin aber zu faul und zu müde weiter zu suchen. Hier stehen hauptsächlich Campingmobile und stationäre Wagen rum. Bisher habe ich noch kein anderes Zelt gesichtet. Mir egal. Nach dem Aufbau geht es erst einmal schurrstracks unter die Dusche, die heute etwas kürzer ausfällt weil ich nur Kleingeld für 2 Minuten (2 SEK) habe. Merke, wenn man die Haare mit kaltem Wasser nass macht und schon mal einseift, reichen 2 Minuten warm. Zur Abwechslung koche ich mal wieder Nudeln mit Pesto. Gut, dass ich bei der Essensauswahl nicht so pingelig bin und Nudeln liebe. Seit fast 2 Wochen gibt es quasi nichts anderes. An den Campingplatzen hier mag ich, dass es immer Küchen gibt, die man umsonst nutzen kann. Außerdem gibt es immer Platz zum Sitzen. Zum Nachtisch esse ich noch die letzten verbleibenden Kekse, danach gehe ich mit einer Folge Happy Shooting ins Zelt. Bin tatsächlich ziemlich platt und werde wohl schnell einschlafen. Die Idee, die Höhenmeter aufzuschreiben war ganz gut. Heute waren es 800 hm obwohl ich eigentlich noch direkt an der Küste bin. Heute Morgen habe ich wider Erwarten daran gedacht die Klickpedale zu ölen und das Quitschen war verschwunden. Sogar den Ständer wollte ich abschrauben und wegwerfen. Die schrauben sind allerdings zu feste. Heute war glaube ich der wärmste Tag. Vielleicht habe ich dazu noch zu wenig gegessen und getrunken. Da muss ich morgen unbedingt drauf achten. Insgesamt bin ich heute 9 1/2 Stunden gefahren.