Reiseziel erreicht
Es ist alles wie jeden Morgen, und doch ganz anders. Heute wird das Nordkap gestĂŒrmt! 130km liegen vor uns. Doch erst einmal werden wir “gestĂŒrmt”.
Gegenwind vom feinsten. Wir rotieren alle 10km durch, so dass es doch ganz gut vorwĂ€rts geht und fĂŒr die einzelnen auch sowas wie Pausen drin sind. Sau anstrengend ist es trotzdem. Die Landschaft bisher einmalig. Kaum BĂ€ume oder GebĂŒsch die den Wind bremsen könnten. Nur Wiesen und Felsen. Von Zeit zu Zeit regnet es. Mal stĂ€rker, mal schwĂ€scher. Man will uns die Aktion ja nicht zu leicht machen. Viel strunzdummes Ren lĂ€uft hier rum. Nach einer kurzen Verschnaufpause geht es in den Nordkap-Tunnel. 7km unter dem Meer hindurch. 3km mit 10% GefĂ€lle hinunter, unten 1km gerade aus und dann 3km mit 10% Steigung wieder nach oben. Es ist zwar anstrengend, aber problemlos, da es wenig Verkehr gibt. Im vorhinein haben mir einige Leute schon fast Angst vor dem Tunnel gemacht. Alles Weicheier. Danach geht es bis nach Honningsvag recht gemĂŒtlich mit kleineren und einem 4km langen Tunnel dahin. In Honningsvag angekommen machen wir eine lĂ€ngere Pause um Kraft fĂŒr die letzten 30km zu sammeln. Es stellt sich heraus, dass das unbedingt nötig war. Ich wusste, dass das Nordkap hoch liegt. Aber die Strecke hat es extrem in sich. Viel auf und ab, mit richtig steilen Passagen in denen ich in den ersten Gang runter muss. Kommen an einem Ren-Motorrad-Unfall mit Sturz vorbei. GlĂŒck im UnglĂŒck fĂŒr den Fahrer. Er stĂŒrzte nicht den Abhang hinunter und ist auch sonst Ok.
Seine Maschine sieht sehr angeschlagen aus. Es ist schon Hilfe unterwegs und wir fahren weiter. Das Rentier hatte weniger GlĂŒck. Am eigentlichen Reiseziel angekommen ist das erste hoch philosophische was mir einfĂ€llt: diebisches Drecksvolk. Weil ich erst einmal 150NOK “Eintritt” zahlen muss. FrĂŒher war es fĂŒr Radfahrer kostenlos. AuĂerdem hat mich die Art und Weise angekotzt. Auf das KassenhĂ€uschen zu geht es immernoch bergrauf und ich bin an der Autokolonne vorbei gefahren. Vor allem um mein Rad gegen das HĂ€uschen zu lehnen und mal abzusteigen. Gleich kommen irgendwelche Idioten hinter mir her gerannt um zu jammern. Ich mache noch ein “Siegerfoto” und telefoniere mit Familie und Jo. Erwische sogar fast die komplette Herrenrunde. Die trinken erst einmal ein paar SchnĂ€pse auf mich =) Ich sitze noch ein paar Stunden in dem AufenthaltsgebĂ€ude weil es drauĂen immer noch regnet. Die Sonne habe ich bisher nicht gesehen. Trotzdem sieht das Meer von hier oben einmalig aus. Wenn man es bei dem ganzen Nebel zwischendurch mal sehen kann. Es sind hier oben 2 â . Danach baue ich mein Zelt in unmittelbarer NĂ€he zum GebĂ€ude auf. Der Boden ist viel lockerer als es den Anschein hat. Es sah so aus, als sei das eine harte SteinwĂŒste mit MoosflĂ€chen. Auf einer dieser FlĂ€chen ĂŒbernachte ich. Bin jetzt den 37. Tag unterwegs und habe 4006km auf dem Tacho.