Skandinavische Campingcard
Ausnahmsweise geht es heute Morgen richtig früh los. Die Niederländer klopfen schon um 6 Uhr an meine “Türe”. Danach das übliche, essen, waschen, Zelt abbauen, alles auf das Fahrrad laden und los. Ich stehe mit den beiden auf, damit wir zusammen die Karten für Wasser und die Zelt Nummer abgeben können und nicht doch noch ein zweites mal abkassiert zu werden. Direkt danach trennen sich unsere Wege schon und ich breche auf in Richtung Oslo.
An einem Geschäft lade ich noch etwas Proviant auf und los geht es. Bis zur nächsten relevanten Stelle ist ein Radweg ausgeschildert. Doch plötzlich stehe ich in einer Baustelle. Keine Schilder, keine Umleitung, links die 4 spurige Europastrasse direkt am Fluss entlang, rechts Berg. Ich frage zwei Bauarbeiter nach dem Weg. Beide wollen mich über die Brücke und über den Fluss schicken. Aber da will ich doch gar nicht hin! Auch das GPS ist gerade keine große Hilfe. Kurzerhand fahre ich die 5 km bis der Radweg wieder beginnt über die E45. Hier ist eh überall 70, da sind bisher schon schnellere Autos auf schmaleren Straßen an mir vorbei geknallt. Der Verkehr läßt die Aktion absolut zu und ich zockel über den breiten Seitenstreifen. Nach ein paar weiteren Kilometern erreiche ich mein erstes Ettapenziel und laufe erst mal eine Information um mich nach Radwegen zu erkundigen. Dafür, dass das hier immer noch dieser 6000 km lange Nordseeradwanderweg ist, haben die Leute erstaunlich wenig Plan. Ich fahre also einfach weiter. Die Strecke führt teils über Radwege, teils direkt auf der Straße. Mittlerweile auch wieder halbwegs brauchbar beschildert, auch wenn man sich darauf nicht unbedingt verlassen sollte. Dafür wird die Landschaft von Kilometer zu Kilometer schöner. Es geht immer wieder auf und ab, zwischen Fjorden, oder Sunden, oder wie auch immer das hier genannt wird, hin und her. Einen Arm überquere ich über eine große Hängebrücke. Davon hat mir gestern der entgegenkommende Radler erzählt. Ich kann also nicht so falsch sein. Die Ortschaften, bzw. Häuseransammlungen sind geprägt durch Blockhäuser. Ich folge nach wie vor dem “beschilderten"Radweg, auch wenn dieser mich die eine oder andere Schleife fahren läßt. Die Landschaft entschädigt für die extra Kilometer, das ständige hoch und runter und den Kampf gegen den Wind. Gegen 17 Uhr ... ja, weil ich ja auch so früh gestartet bin... erreiche ich nach rund 100 km den Campingplatz Malö. Sehr schön gelegen und ich habe einen super Platz,
etwas erhöht, mit Blick auf den Sund. Dafür zahle ich auch einen stolzen Preis. Zuerst einmal muss ich mir doch eine skandinavische Campingcard ausstellen lassen. Gestern in Göteborg wollten sie die auch schon haben, haben sich aber gnädig gezeigt als ich direkt mit Kreditkarte gezahlt habe. Nicht so hier... die blöde Karte schlägt mit 140 SEK zu Buche. Aber gut, die werde ich wohl noch häufiger brauchen. Auch die Übernachtung an sich ist alles andere als günstig, 210 SEK. Ich frage gar nich erst ob 4 Personen das Selbe zahlen würden. Dafür gibt es eine Küche in der ich koche und so Gas sparen kann. Die heiße Dusche hingegen geht extra. Im Laufe des Tages gab es den zweiten kleinen Defekt. Der Ständer ist so verbogen, dass ich ihn nicht mehr reparieren konnte. Überlege ernsthaft ihn abzuschrauben. Außerdem quietscht das rechte Pedal ganz ekelig. Vielleicht schmiere ich da morgen ein wenig Öl dran... Falls ich es nicht vergesse. Versuche morgen auch mal direkter, ohne Schleifen, Richtung Oslo zu kommen. 200 km Luftlinie sind es noch.