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Chris’ wirre Gedankenwelt
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Zigarre, Banane…

Um 8 Uhr schmeiße ich Blake aus den Federn. Er wollte es ja nicht anders ;) Nach dem Frühstück sind wir schnell unterwegs. ca. 9:15 Uhr. Zuerst geht es ein Stück auf der 86 daher, dann links auf die 862 direkt in einen steilen Anstieg der Blake zum Schieben zwingt.

Oben treffen wir auf zwei Norwegerinnen, die gerade auf eine 4 tägige Wanderung starten. Nach der rasanten Abfahrt erreichen wir Skaland und machen erst einmal über eine Stunde lang Pause bei Kaffee, Brot und Schoko. Kaffee bekommen wir von der Kassiererin spendiert. Wir unterhalten uns noch mit einem Mädel von der Touristeninformation, die hier oben ihrer Aussage nach recht wenig zu tun hat. Skaland liegt in einer Sackgasse und es gibt hier hauptsächlich alte Leute. Danach geht es wieder hoch, durch einen Tunnel und das ganze wiederholt sich ein paar mal. Viele Tunnel bis max. 3km länge auf dem Weg heute, und immer leichtes Auf und Ab. Zum Schluss kommt noch ein heftiger Anstieg. Oben treffen wir noch zwei Radler, die gerade ein bad in einem Bach nehmen. Dann geht es bis zur nächsten Fähre bergab, auf die wir dann 1 1/2 Stunden warten müssen. Aber ok, es gibt einen kleinen Laden. Blake springt von einem Turm in die arktische See. Mir ist das Wasser ja zu kalt und ich begnüge mich damit, die Füße hinein baumeln zu lassen. An der Fähre taucht eine niederländische Banane, Zigarre, nein ein Fahrrad auf, kommt direkt zu mir und meint ich müsse ja Chris sein. Er hat Saskia und Jan-Willem auch getroffen und ist einen Tag zusammen mit den beiden gefahren. Auch wenn er normalerweise viel schneller unterwegs ist als wir “Normalos”. Sehr witzig. Wir fahren noch ein paar Kilometer zusammen und suchen einen Platz am Strand. Heute mal wieder einen sehr geilen Spot gefunden. Jetzt sind es noch ca. 70km bis Tromsø. Morgen soll es für mich ein Stück weiter gehen.

Blake wird dort bleiben und Georg noch ein gutes Stück weiter fahren als ich. Er gibt mir noch ein paar Tipps zur folgenden Strecke und zum fetten und säubern meiner Kette. Man lernt ja nicht aus. Am besten säubern und fetten am Abend, und Morgens wieder sauber machen. Dann ist das Öl an alle relevanten Punkte gekrochen und die Kette versandet nicht mehr so. Oh… und ich heute endlich Autan gekauft. Liege jetzt mir sandigen Füßen im Schlafsack, ließ sich hier nicht vermeiden. Bekomme nich alles ab. Bei Sonnenuntergang ist es ziemlich kalt und feucht geworden. Und damit gute Nacht.

Durch Tromsø

Als ich wach werde ist George bereits auf den Beinen und packt gerade. Ich schaffe es gerade noch aus dem Zelt um ihn zu verabschieden. Es gibt noch ein extrem verschlafenes Foto.

Blake schläft noch. Es ist schon 8:30 Uhr. Als ich Blake wecke meint er, er würde noch ein paar Stunden schlafen. Ich frühstücke, packe und mache mich auf den Weg. Vorher tauschen wir noch Namen und E-Mail-Adressen aus. Blake will ja eh nur bis Tromsø, ich weiter. Mindestens bis zur Fähre in Breivikeidet. Es läuft heute ziemlich gut. Eine starke Briese von hinten greift mit helfend unter die Arme. Ab und an muss ich auch gegen an. Aber im Gros habe ich Rückenwind und flach ist es dazu auch noch. Noch vor 15 Uhr erreiche ich Tromsø. Gute Zeit für Einkauf und eine längere Pause, in der ich mich noch mit einem älteren Norweger unterhalte. Findet total gut was ich da mache =) Tromsø hat einen Hügel… Autos dürfen durch einen Tunnel. Velos müssen selbstverständlich drüber! Auf der Brücke aus der Stadt begegene ich noch einen anderen Radreisenden. Wir geben uns Tipps für die jeweils bevorstehende Strecke und weiter im Programm. Nach wie vor läuft es. Ich erreiche die Fähre in Breivikeidet und setze über. Weil ich noch Luft habe und die nächste Fähre nur etwas über 20km entfernt ist, fahre ich weiter. Tatsächlich fährt sie gerade als ich ankomme. Als ob das gute Timing nicht schon genug wäre, ist es auch noch die letzte des tages. Perfekt. Den in meiner Karte eingezeichneten Campingplatz gibt es allerdings nicht. Ich frage und es heißt der nächste sei min. 20km entfernt. Mir ist das zu weit für die Uhrzeit. Es ist bereits 22 Uhr. Ich fahre einfach mal auf meiner Route weiter und sehe ob sich etwas ergibt. Finde ein super Plätzchen direkt an der E6, aber getrennt durch einen Felsen und Baumreihen. Schön hier, direkt auf der Klippe zum Meer und einen Bach für Trinkwasser finde ich auch noch. Ziemlich viel Glück für einen Tag. Am Abend regnet es noch. Aber das ist ja nichts neues.

Zurück auf die E6

Beim wach werden regnet es. Gestern habe ich mich noch gefreut, dass ich schon so lange nicht nass geworden bin. Das muss das Wetter wohl gehört haben.

Es läßt zum Glück recht schnell etwas nach, so dass ich im Nieseln frühstücken und packen kann. Kalt ist es dazu und ich starte mit Handschuhen und Halstuch. Meine Klamotten, die ich über Nacht zum trocknen hängen gelassen habe sind natürlich nass. Der Fahrtwind das schon richten, oder der Schweiß von innen. Auf jeden Fall das Windshield immer rechtzeitig anziehen, sonst wird es richtig kalt. Ab heute bin ich wieder ausschließlich auf der E6 unterwegs. Hier oben gibt es keine Alternative mehr. Dafür gibt es auch deutlich weniger Verkehr als zwischen Oslo und Trondheim. Heute muss ich zwei Pässe überfahren. Der erste hat 230 Höhenmeter, der zweite 400. Das auf und ab zwischendurch lasse ich mal unerwähnt. Komme gut über ersten und mache in Sørkjosen meine Mittagspause. Am Fuß des zweiten komme ich um 16 Uhr an. Kann ihn also noch fahren. Alles andere wäre auch ein extrem kurzer Tag. Ich treffe eine holländische Familie, die auch noch rein fährt. Die kommen unfreundlich rüber und ich fahre voraus. Kleiner Trost, ich glaube, die haben sich ordentlich verschätzt. Kommen über eine Stunde später am Campingplatz in Sekkemo an. Freue mich über die heiße Dusche und die Küche. Es ist natürlich, wie den ganzen Tag über, immer noch kalt und nieselig. Jetzt draußen stehen zu müssen, würde keine Freunde machen. Will zusehen, dass ich früh ins Bett komme. Fühle mich schon ziemlich müde und abgekämpft. War nicht gerade eine Spazierfahrt mit den Hügeln und Gegenwind. Gerade treffe ich leicht bepackte Radler am Campingplatz, die nach Süden fahren und heute Morgen in Alta gestartet sind. Die beiden Fahren immer von Hütte zu Hütte und haben im voraus gebucht. Vielleicht schaffe ich es morgen auch bis Alta, und hoffentlich wird das Wetter besser.

Mehr Ren

Was kann es schöneres geben als den Tag mit einem Pass von 270 Höhenmetern zu starten? Ganz richtig. Das ganze mit Gegenwind. Und weil auch das noch nicht genug ist, auch noch mit Regen.

Nur leicht, aber mit Regen. Durch den Wind ist es saukalt und ich überlege von der 3/4 Hose auf die lange winddichte Hose zu wechseln. Bleibe wegen des Passes erste einmal bei 3/4. Es geht etwas steiler zu als gestern, aber alles noch machbar. Unterwegs sehe ich viele Rentiere. Gestern schon ein paar vereinzelte gesehen, heute aber so richtig viele. Gestern übrigens auch einen Fuch. Hatte ich beim Aufschreiben ganz vergessen. Weil ich früh los komme ist Alta selbst nach dem Pass noch mehr als realistisch. Es geht wieder weitestgehend am Fjord entlang, wie immer mit gehörig auf und ab. Der Wind kommt selten von hinten. Zwischendurch mache ich in einem Cafe am Wegesrand Mittagspause. Esse natürlich mein eigenes Brot, dafür sitze ich aber auch draußen in der Kälte. Einen großen Cafe Latte für 38NOK gönne ich mir trotzdem. Vor Alta gibt es ein paar Sami-Souvenier-Läden, bzw. Zelte. Zum ersten mal sehe ich ein Rentier mit riesigem Geweih. Fotografiere es sogar, obwohl es nur ein paar Meter entfernt ist. Der schmale Grad zwischen Mut und Übermut ;) Fotos sind leider nicht so doll geworden. Hatte keine Zeit für die Einstellung der Kamera. Ich erreiche Alta und kaufe Nahrung für ein paar Tage. Außerdem noch neue Ohrhörer. Die alten sind der Tour zu Opfer gefallen. Batterien, weil das Ladegerät irgendwie nicht mehr glappt, neue Socken… dicker und wärmer… und ein paar weitere Handschuhe. Ich muss ja zugeben, dass ich ein bisschen über mich selbst gelacht habe, als ich lange Unterwäsche und dicke Wollsoken für den Sommerurlaub gepackt habe. Jetzt bin ich froh, das sich das alles dabei habe. Sitze dick eingepackt an einem Rastplatz mit Blick auf das Meer, esse noch etwas und dann geht es ins Zelt.

Wiedersehen

Es regnet wieder, hört aber zum Glück zum Aufstehen auf. Ich frühstücke trotzdem an der überdachten Tisch-Bank-Konstruktion. Und auf geht es. Erst geradeaus mit Gegenwind, dann auf das Hochplateau mit ca. 385-406 Höhenmeter.

Ordentlich steil im ersten Teil, danach etwas flacher und einfacher. Oben immer hoch und runter, mit Gegenwind von schräg vorne. Anstrengung pur. Fluche wieder viel ;) Temperatur ist auch irgendwie scheiße. Entweder zu warm angezogen oder es ist zu kalt. Treffen kann man es einfach nicht. Kann ja nicht alle 2 Minuten anhalten und wechseln. Nur für den Spaß fängt es auch noch an zu regnen. Dieses mal wieder wie aus Eimern. In Skaidi treffe ich Michael aus Italjen, den ich schon mal auf der Fähre von Bodø auf die Lofoten gesehen habe. Er ist mit … Namen vergesen … aus Polen unterwegs. Ich schließe mich den beiden an. Wir fahren noch bis Olderford und campen wieder mal am Meer. Es sind noch 130km bis zum Nordkap. Morgen früh soll es um 8 Uhr losgehen, damit wir es auf jeden Fall schaffen. Danach geht es für mich endlich in den Süden!

Reiseziel erreicht

Es ist alles wie jeden Morgen, und doch ganz anders. Heute wird das Nordkap gestürmt! 130km liegen vor uns. Doch erst einmal werden wir “gestürmt”.

Gegenwind vom feinsten. Wir rotieren alle 10km durch, so dass es doch ganz gut vorwärts geht und für die einzelnen auch sowas wie Pausen drin sind. Sau anstrengend ist es trotzdem. Die Landschaft bisher einmalig. Kaum Bäume oder Gebüsch die den Wind bremsen könnten. Nur Wiesen und Felsen. Von Zeit zu Zeit regnet es. Mal stärker, mal schwäscher. Man will uns die Aktion ja nicht zu leicht machen. Viel strunzdummes Ren läuft hier rum. Nach einer kurzen Verschnaufpause geht es in den Nordkap-Tunnel. 7km unter dem Meer hindurch. 3km mit 10% Gefälle hinunter, unten 1km gerade aus und dann 3km mit 10% Steigung wieder nach oben. Es ist zwar anstrengend, aber problemlos, da es wenig Verkehr gibt. Im vorhinein haben mir einige Leute schon fast Angst vor dem Tunnel gemacht. Alles Weicheier. Danach geht es bis nach Honningsvag recht gemütlich mit kleineren und einem 4km langen Tunnel dahin. In Honningsvag angekommen machen wir eine längere Pause um Kraft für die letzten 30km zu sammeln. Es stellt sich heraus, dass das unbedingt nötig war. Ich wusste, dass das Nordkap hoch liegt. Aber die Strecke hat es extrem in sich. Viel auf und ab, mit richtig steilen Passagen in denen ich in den ersten Gang runter muss. Kommen an einem Ren-Motorrad-Unfall mit Sturz vorbei. Glück im Unglück für den Fahrer. Er stürzte nicht den Abhang hinunter und ist auch sonst Ok.

Seine Maschine sieht sehr angeschlagen aus. Es ist schon Hilfe unterwegs und wir fahren weiter. Das Rentier hatte weniger Glück. Am eigentlichen Reiseziel angekommen ist das erste hoch philosophische was mir einfällt: diebisches Drecksvolk. Weil ich erst einmal 150NOK “Eintritt” zahlen muss. Früher war es für Radfahrer kostenlos. Außerdem hat mich die Art und Weise angekotzt. Auf das Kassenhäuschen zu geht es immernoch bergrauf und ich bin an der Autokolonne vorbei gefahren. Vor allem um mein Rad gegen das Häuschen zu lehnen und mal abzusteigen. Gleich kommen irgendwelche Idioten hinter mir her gerannt um zu jammern. Ich mache noch ein “Siegerfoto” und telefoniere mit Familie und Jo. Erwische sogar fast die komplette Herrenrunde. Die trinken erst einmal ein paar Schnäpse auf mich =) Ich sitze noch ein paar Stunden in dem Aufenthaltsgebäude weil es draußen immer noch regnet. Die Sonne habe ich bisher nicht gesehen. Trotzdem sieht das Meer von hier oben einmalig aus. Wenn man es bei dem ganzen Nebel zwischendurch mal sehen kann. Es sind hier oben 2 ℃ . Danach baue ich mein Zelt in unmittelbarer Nähe zum Gebäude auf. Der Boden ist viel lockerer als es den Anschein hat. Es sah so aus, als sei das eine harte Steinwüste mit Moosflächen. Auf einer dieser Flächen übernachte ich. Bin jetzt den 37. Tag unterwegs und habe 4006km auf dem Tacho.

Und zurück

Wachwerden, Regen, kein Regen, starker Regen, Regen. Nur um das Wetter mal ein bisschen zu beschreiben. Ich mache mir nicht wegen ein bisschen Wasser von oben und ein bisschen Kälte in die Hose!

Hier schüttet es in ganz kleinen Tropfen die einfach überall hin ziehen. Dazu sind es nach wie vor 2 ℃. Es macht nicht so richtig Spaß wenn man kein gescheites Zelt hat oder gerade auf dem Fahrrad sitzt. Ich schaffe es meine Sachen zusammen zu packen und es geht spät um 13 Uhr los. Dafür war ich gestern Abend lange wach. Als das Velo beladen ist stehe ich im Nirgendwo. Plötzlich ist eine Wolke reingezogen und ich kann keine 20 Meter weit sehen. Nur Nebel. Es kommt mir ein vor als sei ich alleine mitten in der Steppe, dabei sind hunderte Leute nicht weit entfernt. Obwohl wir direkt am Nordkap-Gebäude gezeltet haben, hat uns niemand verjagt. Hätte ich zwar auch nicht mit gerechnet, ganz auszuschließen war es aber nicht. Zu Beginn des Radtages ist es ziemlich nass. Der Regen will noch nicht aufhören. In Honningsvag lege ich an der Tankstelle eine Pause mit Mittag und Kaffee ein. Draußen regnet es immer noch. Als ich mich wieder auf das Rad schwinge, hört es zum Glück auf und sogar die Sonne läßt sich kurz blicken. Der Tunnel ist wieder problemlos, bin ja jetzt routiniert :) Das Wetter entwickelt sich zu einem fast schon Traumtag. Die Sonne scheint und es sind schon 6 ℃! Weil ich heute nicht so weit fahren möchte, mache ich ca. 45km vor Olderfjorden an einer schönen Stelle, an der wir gestern schon kurz Pause gemacht haben, Feierabend. Dort treffe ich Markus und Katrin mit denen ich den Abend verbringe. Die beiden nehmen überflüssige Karten und eine Jacke mit zurück nach Deutschland.

Noch ein halber Ruhetag

Aufwachen bei Sonne ist was herrliches. Zwar ist es nicht warm und ziemlich windig, jedoch hebt die Sonne die Laune gewaltig. Ich frühstücke und trinke noch einen Kaffee mit Katrin und Markus.

Lasse mir dadurch extrem viel Zeit und komme wider erst gegen 13 Uhr los. Aber heute soll es ja, wie gestern auch, ein halber Ruhetag weden und ich fahre schön gemütlich. Kann die Strecke heute richtig genießen und nehme Sachen wahr, die mir auf der Hinfahrt gar nicht aufgefallen sind. Außerdem habe ich gelernt welche Tiere es sind, mit denen das letzte Fjell quasi gepflastert war. Es sind Lemminge. Kurzer Einschub zu gestern Abend. Habe Besuch von einem Fuchs bekommen, der vor Menschen offensichtlich keine große Angst hat. Ist fast in mein Zelt gegangen. Weiter im Hier und Jetzt. In Oderfjorden “tanke” ich auf und fahre von dort aus noch 30km Richtung Lakselv. Heute sogar mit viel Rückenwind und sehr energiesparend. Es geht nach wie vor den ganzen Tag entlang des Fjordes. Finde wieder mal einen traumhaften Platz für mein Zelt. Wieder auf einer Klippe über dem Meer. Nach dem das Zelt steht fängt es an zu regnen, und ich habe noch nichts gekocht :( Erst einmal den Keks-Nachtisch futtern und abwarten. Es hört tatsächlich nochmal auf und reicht von der Zeit her auch zum Kochen. Dann Essen und Zähne putzen ehe es wieder anfängt. Naja, ärgerlich nach so einem traumhaften Tag mit fast tropischen 6 ℃. Jetzt wird erst einmal geschlafen und auf gutes Wetter morgen gehofft. Nach den beiden halben Ruhetagen mit je nur ca. 80km möchte ich morgen wieder normales Pensum fahren.

You crazy idiot

Zum Aufstehen scheint die Sonne wieder. So liebe ich es! Es ist zwar nicht warm, habe aber genug Kleidung für die Temperaturen. Alles easy also. Nach dem Frühstück geht es um 9:45 Uhr los. Mal wieder etwas früher, will ja wieder in die 100km Tage einsteigen. So richtig in Tritt komme ich trotz des Wetters nicht. Bis Lakselv läuft es solala, aber es läuft. Nach ca. 30km erreiche ich Lakselv und mache meine Mittagspause. Recht früh also, aber hier gibt es Geschäfte, die Sonne scheint und ohne Wind kann man es in der Sonne mit T-Shirt aushalten. Vor den Geschäften stehen Bänke und Tische die zu einer Pause geradezu einladen. Hier in Lakselv sende ich noch einen letzten Gruß an meinen Wochenlangen ständigen geliebten und gehassten Begleiter, den atlantischen Ozean, das Artkische Meer. Good bye, and thanks for all the fish.

Auch wenn ich keinen gegessen habe. Keine Ahnung wie lange ich hier rum gammel, danach läuft es auf jeden Fall besser und flüssiger. Es geht immer leicht den Berg hoch, immer schön gemächlich, so dass ich fast nie in Gänge kleiner als 8 runter muss. An einem Campingplatz mit Cafe mache ich einen weiteren Stop. Unterhalte mich nett mit dem Besitzer, der ursprünglich aus Finnland kommt und sich dieses Stück Land am See vor Jahren nach einem Urlaub hier oben gekauft hat. Der Besitzer bringt es wie ich finde gut auf den Punkt als ich ihm erzähle was ich mache und wie lange ich schon unterwegs bin und so: You crazy idiot! Den meisten Tourismus hat er durch die Fischerei. Hier gibt es viele Seen und Flüsse. Sogar im Winter kommen die Leute zum Eisangeln. Ich glaube ich verweile 1 bis 1 1/2 Stunden hier und bekokmme Kaffee spendiert.

Bis Karasjok liegen noch 50km vor mir, teils mit noch ein bisschen Kletterei, aber auch hier wieder recht gemütlich. In Karasjok angekommen, haue ich noch meine letzten NOK auf den Kopp. Schaffe es heute nämlich noch bis zur finnischen Grenze. Mache an dem Grenzfluss schon “Übergangsfotos”, entscheide mich aber doch noch auf der norwegischen Seite des Flusses zu campen. Wieder einen sehr geilen Platz gefunden. Und hier sitze ich jetzt und trinke mein erstes und letztes norwegisches Bier. Wollte das Land nicht verlassen ohne wenigstens ein Bier getrunken zu haben ;) Ein bisschen bin ich heute zum Naturselbstversorger geworden. Habe jede menge Pilze gefunden, die ich nicht stehen lassen konnte. Übrigens. Sonnenuntergang ist jetzt schon um 11:02 Uhr. Am Nordkap war es 2 Uhr.

Finnland, da bin ich

Mal eine Frage vorab: Müssen Busfahrer - insbesondere die für Reisebusse - eigentlich in die Fahrschule? Und falls ja. Warum sagt denen niemand, dass ein Bus ein extrem großes, geschlossenes Fahrzeug ist,

das einen enormen Sog erzeugt? Es wäre auch schön wenn die wüssten, dass der Sogeffekt von der Geschwindigkeit abhängig ist und voll bepackten Veloisten durchaus Probleme bereiten kann. Das ganze gilt für Busfahrer aus allen Ländern, besonders aber aus Deutschland. Nach dem Aufstehen bemerke ich ein weiteres Zelt in unmittelbarer Nähe. Der Besitzer ist natürlich morgens mal wieder viel schneller mit dem Packen fertig und kommt auf einen Plausch rübern. Es kommt aus Tschechien und reist zu Fuß, Bus, Zug und per Anhalter. Lustiger Vogel auf jeden Fall. Die Nacht hat es geregnet und das Zelt ist wieder gut nass, von außen und innen. So nass, dass ein guter Teil der Luma von unten feucht geworden ist. Und der Himmel verheißt für heute auch nichts gutes. Direkt nach der finnischen Grenze geht es steil bergauf und die Strecke bleibt ein ewiges Auf und Ab mit teils 10% Steigung, das aber immer nur auf kurzen Passagen. Heute nervt mich das nicht mal, der dann doch irgendwann einsetzende Regen aber um so mehr. Mal wieder kein trockener Tag :( Meine Hände und Füße sind wieder mal erbärmlich kalt. Weiter halte ich irgendwann noch an einem Sami-Cafe. Zwei Kaffee und zwei Stück Kuchen für 40 NOK… schon viel billiger hier. Mal sehen wie sich das Wetter weiter entwickelt. Während der Pause hört es auf zu regnen und fängt den ganzen Tag auch nicht wieder richtig an. Auf der E75 angekommen wird die Strecke auch ein bisschen einfacher und flacher. Ich treffe ein finnisches Paar, die mir entgegen kommen. Die beiden wollten eigentlich um Finnland fahren, mussten ihren Plan aber wegen Straßenarbeiten ändern. So viele gibt es hier oben ja nicht. Außerdem kommt mir noch ein polnisches Mädel entgegen, in die man sich glatt verlieben könnte. Also doch nicht nur so zottelige Freaks wie ich unterwegs. Sie ist quasi anders herum unterwegs als ich und noch auf dem Weg zum Nordkap. Danach will sie an der norwegische Küste entlang bis mindestens Trondheim. Sie ist in Helsinki gestartet. In Inari treffe ich meinen tschechischen Freund wieder. Halte an um ein wenig zu plaudern. Er ist heute per Anhalter hierher gekommen und wartet auf den Bus nach Ivalo. Als dieser kommt fahre ich noch ein paar km in die selbe Richtung und schlage dann das behämmerte Kackzelt… oder besser gesagt, schlechten Biwaksack auf. Es fängt schon wieder ein bisschen an zu regnen. Ist das ekelhaft mit dem Zelt. Beim Zähneputzen kommt noch ein Rentier vorbei, läßt sich aber leider nicht so bereitwillig ablichten wie die Schafe vor ein paar Tagen. Heute habe ich einen lebenden Lemming gesehen. Die machen lustige Geräusche wenn man vorbei kommt. Damit man sie auf jeden Fall auch findet!? Seltsam was die Evolution so hervorbringt.