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Chris’ wirre Gedankenwelt
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Mal wieder eine Radschaft

Weiter geht es in Richtung Ivalo. Bin die Nacht mal wieder richtig nass geworden, inklusive Wasser im Zelt. Habe die Schnauze gestrichen voll.

Von dem Wetter und vor allem von dem Zelt. Wenn ich in Ivalo… oder wo auch immer… ein vernünftiges anderes finde greife ich zu. Halbwegs schlecht gelaunt sitze ich auf dem Rad und zu allem Überfluss fängt es wieder doller an zu regnen. Ivalo ist nahezu ein toter Ort. Viel leer stehend und vieles gerade im Schließen begriffen. Finde kein brauchbares Zelt, aber jemanden aus Konstanz verspricht mir mehr Möglichkeiten im nächsten Ort. Bis dorthin sind es nur ca. 30km, die ich noch locker schaffe. Ist ja erst 12 Uhr. Tatsächlich finde ich einen Sportladen und denke mir vorher noch “Nichts anderes als ein Hilleberg”. Teuer, aber ich bekomme tatsächlich eines und meine Stimmung wird etwas besser. Ich fahre noch zur Tankstelle-Cafe-Kombi für eine Tasse Kaffee. Ist hier auch wieder günstig. 1,20 EUR für eine Tasse. Dort treffe ich Wilfried, Magdalena und Sohn Markus aus München. Sie fahren voraus während ich noch einen Kaffee trinke und mein Wasser nachfülle. Ich kriege die Truppe ein und wir fahren zusammen. Unterhalte mich gut mir Wilfried. Weit gereister Mann, der extrem viel erlebt hat und dementsprechend viele Geschichten auf Lager hat. Sowas liebe ich. Wir fahren noch zusammen auf einen Campingplatz wo die drei sich eine Hütte nehmen. Wir verbringen einen wunderbaren Abend bei leckerem Blauberpfannekuchen. Markus hat auf dem Weg fleißig gesammelt. Wir spielen noch ein paar Runden “6 Nimmt” und um kurz vor 1 geht es ins Bett. Recht spät für mich. Das neue Zelt ist der Hammer.

Wieder ein halber Ruhetag

Spät stehe ich auch und wir kommen gemeinsam erst um 12:30 Uhr los. Das wird wieder ein Tag mit weniger Kilometern. Nach 15km machen wir einen ersten Stop. Dort treffen wir Jesus,

der von hinten kommt. Wir unterhalten uns. Er ist ohne Zelt und mit extrem wenig Kram unterwegs. Schläft wo immer es funktioniert. Auch schon mal um sonst in offenen Hotelzimmern, oder Bushaltestellen. Wir finden durch Zufall eine ganze menge Pilze und bereiten sie gleich dort zu. Extrem lecker. Ansonsten verläuft die Fahrt mit viel Palaver. Macht sehr viel Spaß! Im nächsten größeren Ort, die hier leicht mal 50 bis 80 km auseinander liegen, gehen wir noch in einen Supermarkt. Danach verabschieden sich Jesus und ich von den anderen. Wir machen noch ein paar KM während Wilfried, Magdalena und Markus den Tag beschließen. Wir treffen zwischendurch noch einen Bayer, der uns noch eine Geschichte erzählt. Nach ein paar weiteren Kilometern schlagen wir im Wald das Zelt auf, mit großem, wärmenden Feuer. So werden die Schuhe wieder einiger Maßen trocken.

Santa’s Home

Um 10 Uhr geht es los nach Rovaniemi, und ein Stück weiter. Bis nach Rovaniemi sind es ca. 110km. Wir fahren fast die ganze Zeit nebeneinander her und unterhalten uns gut.

Um 16 Uhr erreichen wir noch einen Supermarkt, der im Schließen begriffen ist. Decken uns noch schnemm mit dem nötigsten ein und essen davor auf Bänken und einem Tisch. Dort verweilen wir ca. 2 Stunden weil Jesus viel telefoniert um einen Job für nach der Tour klar zu machen. An uns kommt in entgegen gesetzter Richtung ein ungleiches Paar aus der Schweiß entgegen. Und wieder das standard Radler-Palaver ;) Er ist mit einem Ligegetrike unterwegs, seine Freundin mit einem normalen Fahrrad. Weiter südwärts überqueren wir den Polarkreis und statten Santa’s Home einen Kurzbesuch ab. Leider hat Santa schon Feierabend. Ich hätte da ja eine Liste. Nach Rovaniemi machen wir Schluss, weil ich nicht mehr kann. Ich Weichei! Morgen könnte es bis an die Ostsee gehen. Freue mich schon darauf wieder am Wasser entlang fahren zu können. Dies war mal wieder ein Tag fast ganz ohne Regen.

Telefonate mit Zuhause

Es geht wieder spät los. Erst um kurz vor 12 sitze ich auf dem Rad. Jesus hat etwas länger geschlafen als ich, habe mir beim Frühstück aber so viel Zeit gelassen bis er wach war.

Nach dem Packen ziehen wir getrennter Wege weiter. Er ist etwas unter Zeitdruck und muss ein paar mehr Kilometer machen. Ich fahre nach ca. 9km zur Sicherheit den zweiten Supermarkt den ich sehe an. Man weiß ja wie gehabt nicht, wann man den nächsten findet. Komme heute nicht so richtig gut in den Tag. Anfangs fahre ich noch auf der E75. Nach ca. 30km mache ich an einer Tankstelle eine Pause. Dort bekomme ich Kaffee spendiert. Wenn man lieb fragt, darf man kostenlos nach nehmen =) Danach kann ich auf die weniger befahrene 926 wechseln. Sehe fast keine Autos mehr. Landschaftliche Tristesse. Nur Straße und Wald und ab und zu Felder. Seit dem der Polarkreis überquert ist, ist es aus mit der Einsamkeit und dem vielen Platz. Fast überall stehen Häuser rum, auch wenn es leicht mal 50km bis zum nächsten ausgeschilderten Ort sind. Telefoniere zwischendurch kurz mit Jule. Tut gut ihre Stimme mal wieder zu hören. Wahrscheinlich werde ich Berlin wohl nicht erreichen bis sie nach Indien abhaut. Seit dem Telefonat läuft es ein wenig besser und ich erreiche Kemi. Schon eine richtig echte Stadt. An einer Tankstelle telefoniere ich mit Robi. Heute irgendwie das Bedürfnis mit meinen Freunden zu reden, wenn auch nur kurz. Außerdem treffe ich Jesus wieder. Der hatte Probleme mit seinem Hinterrad. Wir fahren noch ein paar Kilometer zusammen, ehe ich einen Platz an der Ostsee suche und er noch weiter Richtung Oulu will. Finde einen Traumhaften Platz und hüpfe noch kurz ins Wasser. Bin natürlich ein Weichei und mir ist das Wasser zu kalt, so dass ich schnell wieder raus bin. Gibt gerade Pasta und danach geht es früh in den Schlafsack. Morgen soll es mal wieder etwas früher los gehen. Im Radio wird mir zu viel gequatscht und zu wenig Musik gespielt und ich schalte schnell wieder ab. Heute war ausnahmsweise mal wieder ein traumhafter Tag mit 20 ℃ und Sonne. Kühlt Nachts aber ziemlich runter. Jetzt aber schnell ins Zelt.

Wieder in der Zivilisation angekommen

Herrlicher Morgen. Schönes Wetter, kein Wölkchen am Himmel, nur Wind aus der falschen Richtung. Wird wohl doch kein 150km Tag. Landschaftliche Tristesse.

Nach wie vor immer nur das selbe. Obwohl die Straße in der Nähe der Ostsee verläuft bekomme ich das Wasser nicht zu Gesicht und fahre zwischen Bäumen daher. Heute muss ich wieder für etliche Kilometer auf die E75. Die hier unten wieder recht befahren ist. 10km nach dem Start treffe ich auf einen Schweißer, der auch noch bis zum Nordkap will und dann die norwegische Küste entlang zurück. Anders herum als ich also. Ich bin hier wieder so richtig in der Zivilisation angekommen. Sehe zig Supermärkte und Tankstellen. Brauche also kein Essen mehr transportieren. Denn zig bedeutet 30 bis 40 auf 100km. Ist noch eine ganz schöne Umgewöhnung nach der nördlichen Einsamkeit wieder von so vielen Menschen umgeben zu sein. Passiere heute gegen Abend Oulu, die erste größere und zudem noch ziemlich schöne Stadt. Dort mache ich eine Pause, fotografiere etwas und weiter gehts nach Liminska. In der Nähe zum Ort schlage ich mein Zelt in einer Sackgasse direkt an der Ostsee auf und mache Feuer in der Hoffnung die Mücken zu vertreiben. Es kommt noch ein Motorradfahrender Franzose vorbei, der die selbe Idee hatte wich ich. Wir unterhalten uns noch kurz, aber sein englisch ist nicht sonderlich gut. Hier unten wird es wieder recht früh dunkel, so dass ich zeitig im Zelt bin.

Good Luck

Der Franzose ist schon weg als ich aufwacht, außerdem ist ein Auto rein und wieder raus und eine Wespa steht am Ende der Sackgasse. Der Franzose hat

noch ein “Good Luck” in den Sand geritzt. Cool :) Ich fahre die 813 nach Raahe wo ich meine erste größere Pause einlege. Nach dem Einkauf sitze ich draußen und werde von einer christlichen Organisation zu einem Kaffee eingeladen. Sind alle sehr net… wir sprechen aber keine gemeinsame Sprache. Mit Händen und Füßen verständigen wir uns. Ich male meine Strecke mit Kilometeranzahl auf einen Zettel, der jetzt an der Pinnwand hängt :) Das war mit 2 Stunden mal wieder eine längere Pause . Weiter geht es Richtung Süden. Der Wind kommt aus dem Osten. Also nicht wirklich schlimm. Mache noch einen weitern Supermarktstop für eine Kekspause. Danach mache ich noch gut 30km und schlage nach ein bisschen Suchen das Zelt auf einer Halbinsel in einem Sportboothafen auf. Ab und an kommt ein Auto in die Sackgasse gefahren, es steigt aber nie jemand aus!? Wie vor 2 Tagen auch. Seltsames Volk hier ;) Es sind noch gut 40km bis zur nächsten größeren Stadt. Dort werde ich morgen dann morgen wohl die erste Pause machen.

Keep going

Regen auf dem Zeltdach. Der Tag fängt ja super an. Zwar nur ein bisschen, aber Regen ist Regen. Während des Packens wird es sogar noch stärker. Doch wegen der Größe des Zeltes kann ich alles im trockenen erledigen. In Regenjacke geht es los.

Zuerst mit kräftigem, nachher etwas weniger. Fahre erst einmal die erste Tankstelle für einen Kaffee an. Wieder geht es auf der E8 daher, völlig unspektakulär. In Kokkola gibt es die erste Pause mit Supermarkt und richtig essen. Danach geht es wieder auf die E8 bis ich mir an einer Tankstelle bei Bennas eine Karte kaufe und eine Route durchs Land plane. Auf der 741 nach Lappajärvi und dann nach Süden. Ist auf jeden Fall kürzer als die “Meer-Route”… und da man das Meer hier eh nie zu Gesicht bekommt, macht es keinen Unterschied. Auch wenig spektakulär hier. Einzig das mittlerweile recht brauchbar schöne Wetter scheint zu Ende zu gehen. Fahre auf eine schwarze Wolkenwand zu und schaffe es bis Kortesjärvi. Dort schlägt der Regen wieder voll zu als ich gerade zu als ich gerade zur Sicherheit einkaufe. Warte etwas ab, entscheide mich aber recht schnell hier ganz in der Nähe zu bleiben. Hinter dem Supermarkt wird es gehen. Schaffe es das Zelt etwas verdeckt aufzustellen. Leider habe ich durch das Wetter heute ca. 30km verschenkt. Naja. Kann passieren. Mittlerweile ist es nur noch nieselig mit milliarden Moskitos die mir durch die Socken stechen. Hoffentlich schlafe ich trotz des Juckens besser als gestern.

Wieder ein Geburtstag

Beim Aufstehen regnet es immer noch ziemlich heftig. Entscheide mich für einen Tag Auszeit. Macht echt keinen Sinn bei dem Wetter weiter zu fahren. Im Supermarkt frühstücke ich und lese den Wetterbericht in der Zeitung. Es soll morgen besser werden.

Danach Frisör und ein bisschen rumlatschen. Klein hier. 30 Minuten durch und wieder zurück. Dann stundenlang kostenlos in einer Bibliothek rumgesurft :) Abendessen im Supermarkt und bis zur 75. Minute Helsinki gegen Schalke gesehen. Stand 2:0. Dann macht der Supermarkt zu und ich werde rausgeschmissen. Es regnet immer noch (21 Uhr). Aber nur noch ganz wenig. Oh… Hatte eine Mail von Conny im Postfach. Schön mal wieder von ihr zu hören. Twitter hat mich auch vermisse… schreiben sie ;) George hat schon 8000km auf der Uhr. Jan-Willem und Saskia sind gut angekommen und schicken mir Sonne. Heute Abend geht es mal ohne Zelt aufbauen zu müssen und recht früh in die Kiste. Ich glaube meine Knie danken mir auch für den Day Off. Also nicht komplett zum wegwerfen. Noch 419 Kilometer bis Helsinki, danach Stockholm?

Eine Nacht im Stroh

Wach werden, fühlt sich feucht an alles. Hohe Luftfeuchtigeit, wenigstens kein Regen mehr. Packe und sitze schon um 7:45 Uhr auf dem Rad. Hat sich das frühe schlafen gehen auch gelohnt. Der Tag schreit also wieder nach vielen Kilometern. Zumindest wenn sich das Terrain sich nicht großartig ändert. Am anfang sind die Straßen noch nass.

Da die Temperator mit 13 ℃ ganz erträglich ist, ist das gar nicht so schlimm nasse Füße zu bekommen. Nach etwa 30km geht der Himmel auf, erst nur ein bisschen, dann wird es immer besser. Nach 50km die erste größere Pause mit Kafee und Frühstück. Um diese Zeit bin ich manchmal erst los… jetzt schon 50km :) Zwischendurch gibt es noch einen kurzen Boxenstopp um endlich mal wieder auf die kurze Hose zu wechseln. Das Wetter hätte immer so sein können. Ich verfluche ein paar Autofahrer, die die durchgezogene Mittellinie sehr sportlich nehmne und sie auf keinen Fall berühren, geschweige denn überfahren. Und was ist schon das Leben eines Veloisten wert? Es ist noch recht früh und läuft wunderbar. Mache nur noch kleine Stops und alle 50km eine Essenspause. Bin mittlerweile auf der 66, einer laut Karte landschaftlich besonders schönen Strecke. Gut dass das in der Karte steht. Erkenne nämlich keinen Unterschied! Vorn und hinten Straße, rechts und links Bäume. Ab und an mal ein Feld mit Bauernhof oder ein See. Vielleicht meinen die das ganz kleine bisschen auf und ab? Mit dem Velo merkt man die Hügelchen zwar ein bisschen, aber nichts ernstes. Mit dem Rennrad würde man im höchsten Gang drüber huschen. Eigentlich habe ich mir vorgenommen nich länger als 21 Uhr zu fahren. Heute mache ich eine Ausnahme. Eine halbe Stunde länger und ich schaffe die 200 Kilometermarke!!! Zelten brauche ich auch nicht. Finde eine offene Scheune mit Stroh. Die Schwester des Besitzers kommt zwar auf einem Hundespaziergang vorbei. Nach kurzem Gespräch werde ich aber nicht weg geschickt.

Helsinki ich komme

Heute fühlt sich nun wirklich alles trocken an. Hat sich gelohnt halbwegs dick verpackt nur auf dem Stroh zu schlafen und den Schlafsack nur als Decke zu benutzen.

Das Wetter sieht ganz brauchbar aus, aber normalerweise muss man für Tage wie gestern bitter bezahlen. Und Gegenwind werde ich heute heute reichlich haben. So gut wie gestern komme ich nicht ins Rollen. Die Strecke ist auch ein kleines bisschen anspruchsvoller… also hügeliger. Aber auch heute nichts ernszunehmendes. In der Tat ist die Landschaft jetzt etwas hübscher. Wie gesagt, schöne Landschaften gibt es nur mit Hügeln! Komme, auch wenn es sich nicht so anfühlt, genau so schnell durch wie sonst auch. Ist mal wieder eine Kopfsache. Wenigstens habe ich mir abgewöhnt ständig den Kilometerstand des GPS zu prüfen. Jetzt konne nur noch die Straßenschilder mit Kilometerangabe grausam sein. Mittags mache ich zwei Kurzpausen. Einmal an einem Automuseum an deme ich zufällig vorbei komme und einmal an einem Supermarkt nur knapp 10km weiter. Kurz vor 18 Uhr kaufe ich noch Brot für Abendessen und Frühstück. Länger ist Samstags nicht offen, und Sonntags meist erst ab 10 oder sogar 12Uhr. Um die Zeit will ich ja schon fast in Helsinki sein ;) Kurz nach 20 Uhr treffe ich noch einen bepackten Radler. Er macht nur eine 100km Tour um Equipment zu testen. Wir unterhalten uns 25min… dann ziehen wir weiter. Er hat noch 50km vor sich. Ich mache gleich Schluß. 10km oder so. Weil ich direkt neben der Autobahn fahre, kann ich auch auf einem Rastplatz, der von beiden Seiten erreichbar ist, das Zelt aufschlagen. Den Autobahnlärm hat man eh noch Kilometer ovn der selbigen entfernt. Außerdem habe ich Ohrenstöpsel dabei. Bis Helsinki sind es dafür nur noch 40km. Hat sich der Tag doch mal wieder gelohnt. Meine erste Pause morgen wird gleichzeitig auch Tagesziel :) So ein Rastplatz hat auch Vorteile gegenüber ruhigen Wiesen… weniger Moskitos und Kondenswasser. Außerdem gibt es zum Frühstück Kaffee :) Fühle mich son seit Tagen wieder ziemlich einsam. Wie ich das hasse. Naja, das ist eben das Schiksal des Soloreisenden. Vielleicht auch weil hier, anders als in bisher allen anderen Ländern, kaum jemand englisch spricht. Die Abdeckung schätze ich ähnlich ein wie in Dtl. Wenig zu reden also, obwohl viele Menschen vorhanden sind.