Das letzte Teilstück bis Helsinki. Komme wegen Kaffee und Früschtück wie
erwartet erst spät um 10:30 Uhr weg. Aber kein Problem sind ja nur noch
ca. 40km. Zuerst ist es noch einfach den Weg zu finden, nur der 130
folgen.
20km vor der Innenstadt fangen die Radwege und damit verbunden die
Beschilderungen an. Wie überall anders auch eine Katastrophe. Außerdem
wechseln die Radwege oft die Straßenseite der Autobahn. Mal drüber, mal
drunter her. Ich erreiche das Zentrum um 12:30 Uhr. Reichlich Zeit mich
mal umzuschauen. Wirklich eine schöne Stadt. Da hat Jule nich zu viel
versprochen :) Ein typisches Geräusch hier: Shutter von DSLRs. Fahre und
fotografiere ein wenig durch die Gegend und entscheide mich heute schon
die Fähre zu nehmen. Alleine brauche ich den Tag hier wirklich nicht.
Außerdem müsste ich wieder aus der Stadt in die Richtung aus der ich
kam. Lieber nach Stockholm und dort einen Tag Auszeit nehmen und einfach
weiter wenn ich Lust habe. Weil ich keine teure Kabine für vier Leute
buchen will, nehme ich nur eine Deckkarte. An Bord mutet alles an eine
Kreuzfahrt an. Und viele nutzen die Fähre auch so, heute nach Stockhol,
morgen mit dem selben Schiff wieder zurück. Also muss kein Gepäck
mitgenommen werden. An Bord gibt es Bars, Restaurants, Clubs, Duty Free,
etc. alles was das Herz begehrt also. Irgendwann nach Sonnenuntergang
sprechen mich drei Finnen auf Feuer an. Wir quatschen ein bisschen,
Jukka spricht ganz gut deutsc, hat ein halbes Jahr in Bamberg studiert.
Wir feiern noch ein bisschen feucht fröhlich. Und als bestes bekomme ich
das leere Bett in ihrer Kabine für umsonst =)
Als ich aufwache sehe ich, dass wir weiteren Zuwachs bekommen haben. Ein
Australier, der nach Stockholm hährt um dort einen Flieger nach Holland
zu nehmen.
Wir hängen den ganzen Tag zusammen in Bars in Stockholm rum =) Die
anderen haben sich um 16:30 Uhr wieder in Richtung Schiff auf den Weg
gemacht. Dave schon ein bisschen früher Richtung Flughafe. Am Bahnhof
treffe ich noch einen Radler, der es von Lyon bis Stockholm geschafft
hat. Der Rückweg wird wohl kompiliert weil Züge und Busser keine Velos
mitnehmen. Ist wirklich eine bildschöne Stadt. Bleibe morgen auf jeden
Fall noch hier. Daher suche ich einen Campingplatz in Stadtnähe, mit
Remote-Unterstützung durch meinen Vater. Der nächste existiert natürlich
nicht mehr. Den zweiten verifiziere ich in einer Tourist-Info die ich
endlich finde. Mit echten Menschen und nicht nur Computern. Bevor ich
dorthin, 10km aus der Innenstadt raus, fahre, schaue ich mir noch ein
Fotomuseum an um moich inspirieren zu lassen. Um 21:30 Uhr steht das
Zelt… essen und Bett.
Bin um 7 Uhr wach, nicht fitt, aber wach. Die paar Bier von gestern und
die vielen von vorgestern spüre ich ganz schön. Man wird alt. Zurück in
die Innenstadt fahre ich eine leicht andere Route.
Bin um 10 da und fahre plan- und ziellos durch die Gegend um mir alles
ein wenig anzuschauen. Museen und die echten Sehenswürdigkeiten scheine
ich mir. Mich interessiert die eigentliche Stadt mehr, und die ist
wiklich sehenswert! Aber wie auch Helsinki eine typisch
mitteleuropäische Stadt. Die ganzen Inseln und Brücken haben schon was
und machen die Stadt ein bisschen außergewöhnlicher als eine 0815 Stadt.
Um 15 Uhr verlasse ich Stockholm so allmälig. Wobei die ersten 20 bis 30
km eine Stadt an die andere anschließt, und alle gehören nicht mehr zu
Stockholm. Versuche noch ein paar Kilometer zu machen. Und zwar fahre
ich jetzt erst einmal 2 bis 3 Tage auf jeden Fall im GPS eingetragene
RAdwegen. Bisher sind die auch einigermaßen beschildert. So gut halt wie
das üblicher Weise so ist. Also schlecht =) Bei Skanssundet finde ich
einen ganz netten Platz am Meer und bekomme sogar noch gratis Musik aus
einem nahen Haus. Zum Glück haben die einen guten Geschmack. Sehe heute
auch mal zu wieder etwas früher im Bett zu sein um morgen fitter zu
sein. Morgen früh muss ich in Skanssundet erst einmal fähren. Bein mal
gespannt ob die hier auch kostenlos ist. So wie das nördlich von
Göteborg war.
Kein Regen, aber trotzdem alles nass. Von innen und außen. Es ist
nämlich extrem nebelig geworde, mit ganz feinen Tröpfchen in der Luft.
Naja, es geht trotzdem weiter. Das Zelt ist es ja mittlerweile gewohnt,
nass weggepackt zu werden.
Glaube seit dem Kauf ist es erst einmal richtig trocken eingesackt
worden. Die Fähre fährt mir vor der Nase weg und macht als sie wieder
kommt erst einmal Frühstückspause. Macht aber nicht großartig was, da
sie einen spanischen Radler mitbringt, mit dem ich mich unterhalte. Bin
der erste Radreisende, den er seit zwei Wochen sieht. Auf der anderen
Seite der Fähre mache ich an einem Cafe erst einmal Frühstückspause. Ich
muss nur einen Kaffee bezahlen und kann mir kostenlos noch welchen nach
holen. Das ist echt ganz nett überall hier. Einfach Filterkaffee, Milch
und Zucker hingestellt. Schmeckt oft auch viel besser als aus so
Vollautomaten. Und häufig sind sie mit dieser Art von Kaffee recht
spendabel. Nach einer Zeit wieder auf dem Rad zieht der Himmel auf und
läßt die Sonne durch, bzw. später sogar Vorrang. Eigenntlich war der
Plan heute wieder so ca. 150km zu machen und an Norrköping vorbei zu
kommen, aber ich werde 25km vor Nyköping jäh von einem platten
Hinterreifen gestoppt. Mit dieser winzigen Pumpe macht das noch weniger
Spaß als eh schon. Nutze die Gelegenheit auch gleich um Kette und Ritzel
zu putzen. Verliere dadurch ca. 1 1/2 Stunden. Die Putzaktion hört man
jetzt ordentlich. Muss die Kette heute Abend auf jeden fall ölen. In
Nyköping versuche ich eine gescheite Pumpe zu bekommen, zumal eh eine
Kugel aus der verloren gegangen istals ich die Pumpe neulich auf einer
Fähre jemandem geliehen habe. Ich habe keine Ahnung ob die jetzt noch
richtig funktioniert. Französiche Verntile sind hier in Schweden aber
die Ausnahme und ich finde nichts. Dafür ist der Himmel wieder zugezogen
und es hat leicht angefangen zu regnen. Hatte mich eh schon gewundert,
dass ich im Tockenen und Warmen flicken konnte. Weil es schon recht spät
ist… also 18:30 Uhr… wird, suche ich am Fjord kurz vor Norrköping
nach einem Zeltplatz. Die Sonne geht ja mittlerweile schon um 20:30
Unter, und Zelt im Dunkeln aufbauen macht keinen richtigen Spaß… noch
weniger als nur bei Regen. Werde aber wieder durch einen kaputten
Hinterreifen gestoppt. Noch 21km bis Norrköping. Wieder flicke ich.
Außerdem finde ich ein spitzes Metalldings im Reifen stecken. War
bestimmt für beide Platten verantwortlich. Eigntlich hätte ich auch den
Mantel von hinten nach vorne wechseln sollen. Aber ohne Not pumpe ich
mit dem Miniding keine zwei Reifen auf. Außerdem ist es schon dunkel,
nachdem ich das Zelt zur Sicherheit schon mal aufgebaut habe. Nach dem
Ölen der Kette und bei immer noch anhaltendem Regen gehe ich ins Zelt.
Die Ölung der Kette hat geholfen. Wieder einigermaßen ruhig alles unter
mir. Es hat auch aufgehört zu regnen, nass ist es natürlich trotzdem
alles.
Weil ich im Vorzelt hunderte Mücken sehe, schmiere ich mich im Zelt mit
Autan ein. Die Dämpfe benebeln ganz schön. In Norrköping mache ich die
erste erste Pause und Frühstücke erst einmal gemütlich. Das habe ich
vorher wegen Feuchte und Mücken ausfallen lassen. Alles flach hier, doch
abwechslungsreicher als in Finnland. Man sieht nämlich mehr als nur
Bäume. Zweite Pause in Liköping für einen Kaffee. Ziemlich belebtes
Städtchen. In Mjölby gibt es Abendessen, bevor es weiter nach Ödeshög
geht. 5km dahinter finde ich einen ganz netten Platz für das Zelt. Auf
einem leeren Parkplatz für eine Sehenswürdigkeit… wahrscheinlich das
Natürreservart hier. Auf jeden Fall ist der ein ganzes Stück ab von der
Straße, es gibt Tische, Bänke und sogar eine Toilette. Nachdem es heute
ziemlich lange gedauert hat bis die Straßen trocken waren, ging das
Wetter einigermaßen. Zwar immer zugezogen und mit ein paar Regentropfen,
doch immer so wenig, dass die Straßen trocken bleiben. Heute habe ich
die 6000-Kilometer-Markte geknackt :)
Gestern Abend kam noch ein Auto auf den Parkplatz. Heute Morgen finde
ich raus, dass es ein Wiener paar mit ihrem kleinen Sohnemann und Hund
sind. Die nutzen diese “Sehenswerten Plätze” genau wie ich. Nur dass sie
in ihrem Transporter schlafen.
Sind hier oben weil sie ihre Hündin haben decken lassen.
Hunde-Sex-Tourismus so zu sagen ;) Wir unterhalten uns gut eine Stunde.
Genieße das sehr, und einen Kaffee bekomme ich auch noch spendiert. Da
ich schon vor 7 wach war, komme ich trotzdem früh um 9 los. Weil ich
denke, der Vättern-Rad-Rundweg ginge am Wasser entlang nehme ich diesen.
Führt ganz schön durch hügeliges Gelände. Teilweise nur mit
Schotterpisten, die aber echte Straßen zu kleinen Orten sind. Das Wetter
ist heute mit 25 ℃ traumhaft und da die Strecke ziemlich
abwechslungsreich ist, kommt richtig Spaß auf. Eine großartige andere
mögliche Streckenalternative gibt es auch gar nicht. Die E4 und
parallele Straßen führen auch alle hier oben über die Hügel. In
Jönköping mache ich die erste Pause. Auf dem Markt gibt es Süßgebäck,
dessen Namen ich schon wieder vergessen habe. Aber super lecker. Dazu
eine Früchtemischung von einem Bauernhof aus der Region. Viel zu teuer,
aber egal, beides Lecker :) Viel los auf jeden Fall in der
Fußgängerzone. Einen schicken kleinen Stadtrand gibt es, nett hier.
Nächster Stop wird Skillengaryd. Vorher heißt es aus Jönköping hoch zu
klettern. Danach ist es wieder weitestgehend flach. In Skillengaryd wird
gegen 17 Uhr noch mal Nahrung in Brotform nachgeschmissen um die letzten
Stunden des Tages zu schaffen. Fahre noch bis ca. 15km südlich von
Värnamo. Dort finde ich einen Platz mit Sitzgelegenheit und gemähter
Wiese. Wenig Mücken also :) Zwar direkt an der Straße, doch hier fährt
kaum jemand vorbei. Hey mein lieber Wettergott, was ist los mit dir?
Alles Klar? Es kommen ein paar Tropfen vom Himmel, allerdings steht mein
Zelt schon und ist so gut wie eingeräumt. Ein bisschen spät dran heut,
mein lieber =)
Das Wetter sieht wieder ganz gut aus. Bin kurz nach Sonnenaufgang wach,
lasse mir aber mehr Zeit heute, weil ich den Sattel noch fette. Hatte
den Eindruck, der wird zu leicht feucht. Während dem Trocknen frühstücke
ich ganz gemütlich.
Um 8:30 Uhr geht es auf die Straße. Vom guten Wetter sieht man jetzt
nichts mehr. Alles zugezogen und ich fahre auf eine schwarze Wand zu.
Warm ist es wenigsten, 22 ℃. Heute will ich es bis Helsingborg schaffen,
deshalb mache ich keine großen Pausen. Maximal 30 Minuten. Ein bisschen
weniger Kaffe also heute =) Es ist zwar Samstag, aber die Straßen sind
komplett frei. Keiner unterwegs. Auch kaum Fußgänger in den Orten.
Nagut, das Wetter lädt auch nicht unbedingt zum draußen sein ein. Immer
wieder zieht ein Schauer, einmal sogar ein kleines Gewitter durch. Trotz
dass ich vor allem am Ende des Tages mit Gegenwind kämpfen muss,
erreiche ich Helsingborg. Mit der Straßenbeschilderung musste ich auch
noch kämpfen. 21km bis Astrop. Dann nach etlichen Kilometern komme ich
an eine T-Kreuzung und darf mal wieder raten in welche Richtung ich
muss. Bis kurz vor dem Ort kein einziges Schild mehr. Aber diverse
Kreuzungen und Kreisverkehre. Die Beschilderung heutzutage ist wilh
darauf ausgelegt, dass man mit Navi fährt und aktuelle Karten hat. Nicht
nur in Schweden übrigens. Um 19:15 Uhr kriege ich so gerade eben noch
die Fähre nach Dänemark. An Bord wechsel ich meine letzten schwedischen
in dänische Kronen. Hat sich richtig eingeregnet am Abend. Fahre noch
ein paar Kilometer Richtung Süden und stelle das Zelt an einem Strand
quasi in der Stadt auf. Steht zwar kein Schild “Campen verboten”, so wie
auf dem Parkplatz vor ein paar Kilometern, aber bin mir sicher, dass ich
hier verbotener Weise stehe. Hier waren abber schon Menschen die es
nicht interessiert hat. Mal abwarten. Bin ja morgen früh weg.
Es hat die ganze Nacht durch geregnet und das tut es immer noch.
Frühstücke erst einmal in Ruhe, will aber auf jeden Fall so früh wie
möglich hier weg. Zwischendurch regnet es so heftig, dass Kondenswasser
von der Decke auf das Innenzelt tropft. Prima. Mit einem Mat es mitten
in einem so heftigen Schauer auf. Packe schnell die Säcke, ziehe
Regenjacke und -hose an. Draußen kommt jetzt sogar die Sonne raus.
Nachdem das Zelt verstaut ist kann ich die Regenhose wieder ausziehen.
Mich sehen ein paar Leute, grüßen aber alle ganz nett. Um 8:30 sitze ich
im Sattel. Sogar ganz gut gelaunt, obwohl der Boden des Innenzeltes
jetzt natürlich auch nass ist. Aber das ist ein Problem für heute Abend.
Auch der noch nicht ganz so starke Gegenwind nervt mich noch nicht!? Bis
Kopenhagen geht alles gut. Schöne Gegend hier. Einzig ein paar extrem
rücksichtslose drecks piep pieeeep piiiiiep Auto- und Busfahrer geben
meiner Stimmung einen leichten Dämpfer. Nach der Kopenhagen-Pause hat
der Gegenwind deutlich zugenommen. Habe den Eindruck nicht mehr vorwärts
hzu kommen, von der extremen Anstrengung mal ganz zu schweigen. Außerdem
gibt es immer wieder Schauer und ein Radweg führt mich mit
Extra-Kilometern über Sandpisten. Dreckt bei dem Wetter die Kette wieder
ganz schön ein. Als ich mit dem Radweg eine größere Straße, die rechts
und links auf Radstreifen hat) kreuze, sehe ich, dass die Straße 19km
bis zum nächsten Ort zeigt. Der Radweg 36km! Ich entscheide mich wenig
überraschend für schnelleres Vorankommen ;) Wenn man bei dem Gegenwind
überhaupt davon sprechen kann. Als ich mir denke, dass der Abend schönes
Wetter haben könnre, zieht eine schwarze Wand mit Gewitter auf mich zu.
Richtig heftiger Regen über eine dreiviertel Stunde. Da es nichts zum
Unterstellen gibt fahre ich einfach weiter. Nass bin ich eh. Regenjacke
konnte ich noch schnell anziehen, da ich sie der Sicherheit halber am
Lenker transportiert habe. Für die Hose hat es nicht mehr gereicht. Zum
Glück ist es nicht so kalt. Als es aufgehört und ich einen geeigneten,
den Umständen entsprechend guten, Zeltplatz finde nehme ich den gleich.
Obwohl ich noch eine Stunde hätte fahren können. Traue dem Wetter aber
nicht.
Es regnes. Wie üblich ist alles Nass. Ich frühstücke, packe und fahre
los. Der Wind hat nicht nachgelassen. Eher sogar das Gegenteil. Er kommt
auch noch immer aus der Selben Richtung. Ich komme extrem schlecht voran
und schaffe selten mehr als 10 km/h. So richtig frustrierend. Auf
Regenklamotten kann ich heute wohl nicht verzichten.
Die Strecke ist auch extrem langweilig. Nur gerade aus. Keine Kurven.
Und das alles mit dieser extrem geringen Geschwindigkeit. Ich fluche mal
wieder extrem viel. Am frühen Nachmittag erreiche ich Rodby und nehme
eine Fähre rüber nach Fehmarn. Dort angekommen melde ich mich erst
einmal wieder bei einigen Leuten. Auch bei Jule, die ja übermorgen früh
wieder für ein paar Monate nach Indien geht. Weil mich die letzten Regen
und Gegenwindtage ziemlich mitgenommen habe, setze ich mich spontan in
den Zug nach Berlin. Es reicht. Ich habe einfach keine Lust mehr und
exakt 60 Tage Radfahren mit 6600 Kilometern ist genug :) Mit müffelnden
Klamotten und Radschuhen gehe ich mit den anderen in den Kater Holzig.
Auf der einen Seite ist es ziemlich schön wieder Leute die man mag um
sich zu haben. Auf der anderen Seite ist das ein extremer Kulturschock
wieder so extrem viele Menschen um sich zu haben. Außerdem bin ich es ja
gar nicht mehr gewohnt so viel zu trinken. Egal. Wird eine
feuchtfröhliche Nacht. Den 30. gammel ich noch in Berlin rum. Treffe
mich noch mal mit Jule und am 31. geht es dann zurück zu meinen Eltern.
Ausnahmsweise geht es heute Morgen richtig früh los. Die Niederländer
klopfen schon um 6 Uhr an meine “Türe”. Danach das übliche, essen,
waschen, Zelt abbauen, alles auf das Fahrrad laden und los. Ich stehe
mit den beiden auf, damit wir zusammen die Karten für Wasser und die
Zelt Nummer abgeben können und nicht doch noch ein zweites mal
abkassiert zu werden. Direkt danach trennen sich unsere Wege schon und
ich breche auf in Richtung Oslo.
An einem Geschäft lade ich noch etwas Proviant auf und los geht es. Bis
zur nächsten relevanten Stelle ist ein Radweg ausgeschildert. Doch
plötzlich stehe ich in einer Baustelle. Keine Schilder, keine Umleitung,
links die 4 spurige Europastrasse direkt am Fluss entlang, rechts Berg.
Ich frage zwei Bauarbeiter nach dem Weg. Beide wollen mich über die
Brücke und über den Fluss schicken. Aber da will ich doch gar nicht hin!
Auch das GPS ist gerade keine große Hilfe. Kurzerhand fahre ich die 5 km
bis der Radweg wieder beginnt über die E45. Hier ist eh überall 70, da
sind bisher schon schnellere Autos auf schmaleren Straßen an mir vorbei
geknallt. Der Verkehr läßt die Aktion absolut zu und ich zockel über den
breiten Seitenstreifen. Nach ein paar weiteren Kilometern erreiche ich
mein erstes Ettapenziel und laufe erst mal eine Information um mich nach
Radwegen zu erkundigen. Dafür, dass das hier immer noch dieser 6000 km
lange Nordseeradwanderweg ist, haben die Leute erstaunlich wenig Plan.
Ich fahre also einfach weiter. Die Strecke führt teils über Radwege,
teils direkt auf der Straße. Mittlerweile auch wieder halbwegs brauchbar
beschildert, auch wenn man sich darauf nicht unbedingt verlassen sollte.
Dafür wird die Landschaft von Kilometer zu Kilometer schöner. Es geht
immer wieder auf und ab, zwischen Fjorden, oder Sunden, oder wie auch
immer das hier genannt wird, hin und her. Einen Arm überquere ich über
eine große Hängebrücke. Davon hat mir gestern der entgegenkommende
Radler erzählt. Ich kann also nicht so falsch sein. Die Ortschaften,
bzw. Häuseransammlungen sind geprägt durch Blockhäuser. Ich folge nach
wie vor dem “beschilderten"Radweg, auch wenn dieser mich die eine oder
andere Schleife fahren läßt. Die Landschaft entschädigt für die extra
Kilometer, das ständige hoch und runter und den Kampf gegen den Wind.
Gegen 17 Uhr ... ja, weil ich ja auch so früh gestartet bin...
erreiche ich nach rund 100 km den Campingplatz Malö. Sehr schön gelegen
und ich habe einen super Platz,
etwas erhöht, mit Blick auf den Sund. Dafür zahle ich auch einen stolzen
Preis. Zuerst einmal muss ich mir doch eine skandinavische Campingcard
ausstellen lassen. Gestern in Göteborg wollten sie die auch schon haben,
haben sich aber gnädig gezeigt als ich direkt mit Kreditkarte gezahlt
habe. Nicht so hier... die blöde Karte schlägt mit 140 SEK zu Buche.
Aber gut, die werde ich wohl noch häufiger brauchen. Auch die
Übernachtung an sich ist alles andere als günstig, 210 SEK. Ich frage
gar nich erst ob 4 Personen das Selbe zahlen würden. Dafür gibt es eine
Küche in der ich koche und so Gas sparen kann. Die heiße Dusche hingegen
geht extra. Im Laufe des Tages gab es den zweiten kleinen Defekt. Der
Ständer ist so verbogen, dass ich ihn nicht mehr reparieren konnte.
Überlege ernsthaft ihn abzuschrauben. Außerdem quietscht das rechte
Pedal ganz ekelig. Vielleicht schmiere ich da morgen ein wenig Öl
dran... Falls ich es nicht vergesse. Versuche morgen auch mal direkter,
ohne Schleifen, Richtung Oslo zu kommen. 200 km Luftlinie sind es noch.