18. Juli 2011 - Happy Birthday Dad

Liege noch halb benebelt auf der Luftmatratze, da höre ich schritte. Jemand geht auf die Toilette und holt frisches Wasser. Bin hier also nicht alleine,

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werde aber ttrotzdem niemanden sehen. Meine Klamotten sind zumindest teilweise trocken geworden. Packe alles ein und sitze um 9:30 im Sattel. Im ersten Ort wird erst einmal gefrühstückt und die Tagesration gekauft. Kilometer um Kilometer geht es heute auf der E6 daher. Einmal empfielt mir das GPS über die etwas kleinere 27 zu fahren. Aber an der Kreuzung steht ein Schild ”Durchschnittlich 10% Steigungäuf den kommenden 10km. Die Karte sagt, dass sich die E6 und die 27 kurz vor Trondheim wieder treffen. Ich brauche also gar nicht groß zu überlegen und bleibe auf der E6, auch wenn recht viel Verkehr herrscht. Es hält sich gerade noch so in Grenzen und es gibt einen, wenn auch schmalen, Seitenstreifen. Gegen Nachmittag fängt es immer wieder an zu tröpfeln. Hat es gestern auch erst, bevor es so richtig zu schütten begann. Gegen Ende des Tages kann ich die E6 noch einmal auf eine wenig befahrene Seitenstraße verlassen. Mein Zelt baue ich nach einem recht entspannendem Tag im Tröpfeln auf. Ganz trocken gelingt es mir nicht, weil die gebrochene Stange schon wieder Probleme macht. Ich denke nur, je schneller das Ding steht, desto besser. Tja, heute wohl nicht. Jetzt, während ich diese

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Zeilen schreibe, sitze ich auf der Veranda der Rezeption in der Sonne. Weil niemand sonst auf dem Platz war als ich ankam, habe ich den Waschraum zum Trockenraum für meine Klamotten umfunktioniert. Mal sehen ob sich jemand beschwert, mittlerweile ist es nämlich voller. In der Küche treffe ich noch eine Familie aus dtl. mit denen ich mich noch ein Stündchen unterhalte. Danach geht es in die Koje. Fasse mich ab jetzt etwas kürzer, sonst reicht mir das Buch bis zum Ende der Tour nicht.

17. Juli 2011 - Tag der Qualen

Der heutige Tag wird als erster Tag der Qualen in das Tourbuch eingehen, aber davon ahne ich beim Aufstehen natürlich noch nichts. Klar weiß ich, dass das GPS mich in die Berge schicken will.

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Aber erst mal freue ich mich auf die Olympiaschanze. Zwar ein klitzekleiner Umweg, aber kein Problem. Es lohnt sich! Kann mir das gesamte Gelände anschauen, hoch auf die Schanze gehen und es springen tatsächlich noch 4 Leute von der 90K Schanze. So viele Fotos auf einen Schlag habe ich bisher auch noch nicht gemacht. Halte mich etwas mehr als eine Stunde dort auf und um 13:40 geht es weiter den Berg hoch. Wieder habe ich das gesamte Ausmaß unterschätzt, sonst wäre ich nicht so spät losgefahren. Oben angekommen gibt es als Entschädigung aber ein atemberaubendes Hochplateau. Wahnsinnige Landschaft, die jeder mal gesehen haben sollte. Allerdings komme ich nur schleppend voran, weil es immer wieder Berge gibt. Ich glaube auch das GPS hat mich nicht mehr über die Route 7 geführt, obwohl der Track nahtlos weiter geht.

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Ich finde zumindest keine Schilder mehr. Mir kommt so langsam, dass ich heute einen riesen Umweg fahre und kaum vorwärts komme. Dafür aber mit vielen Steigungen. Die Landschaft entschädigt und ich beschließe heute bis km 70 zu fahren und dann hier oben zu Campen. Plötzlich fängt es aber richtig an zu schütten und wird saukalt. Spüre die Finger nicht mehr. Das Fahren auf der durchweichten Sandpiste wird nicht leichter. Ich suche den nächsten Weg zum Abfahren. Irgendwie schaffe ich es bergab zu bremsen. Mehr geht nicht. Schalten kann ich mit den steifen Fingern nicht mehr. Will mir nur noch einen Zeltplatz mit heiß Wasser suchen. Unten angekommen bin ich richtig durch. Keine Lust und Kraft mehr weiter zu fahren. Ab zum ersten Campingplatz. Der ist geschlossen und verlassen. Die Hütten sind alle offen. Die Einrichtung rausgerissen.

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Ich schaue aber kurz beim Servicegebäude vorbei. Licht und heiß Wasser gehen noch, perfekt hier bleibe ich. Eine Küche gibt es auch. Außerdem genug Platz um zu versuchen die nassen Klamotten zu trocknen. Und, ich brauche das zelt nicht mal im Regen aufzubauen, schlafe einfach in der Küche. Finde an der Hütte noch einen Schlauch und kann mein Rad von Sand, Matsch und Dreck befreien. Der Tag hat mir richtig zugesetzt. Die Kälte und Nässe, und die Höhenmeter. Zwischendurch habe ich tatsächlich darüber nachgedacht aufzugeben und den nächsten Flughafen zu suchen. Ich wäre dem wahrscheinlich auch nahe, wenn ich jetzt kein Dach über dem Kopf hätte. Auf Dauer halte ich das nicht aus. Die nächste Tour geht wieder ins warme, ohne Regen. Bin heute 75km gefahren, um effektiv 17km Luftlinie zu schaffen. Zu allem Überfluss befinde ich mich wieder im selben Tal wie heute Morgen. Da wäre ich doch lieber direkt gefahren,

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auch wenn ich dann die tolle Landschaft verpasst hätte. Oh… und da oben laufen auch Kühe mit Glocken rum. Hauptsächlich aber Schafe, die ziemlich schnell vor Fahrrädern weglaufen können. Hätte ich gar nicht gedacht. Was ich noch vergaß. Gestern habe ich meinen Ventiladapter ausprobiert. Geht selbstverständlich nicht. Dann musste ich also am Abend mit der Minipumpe noch nachpumpen. Heute Morgen war der Reifen wieder platt. Hatte wohl gestern das Ventilinnenstück los geruckelt. Also zum start gleich noch einmal minipumpen.

16. Juli 2011 - Auf nach Lillehammer

Acht Uhr zehn, aufstehen. Bin also etwas später fit als sonst meistens. Der Rest ist wie immer. Zelt abbauen, frühstücken, zusammenpacken. Weil ich wieder extrem rum trödel, komme ich erst um 11:40 los.

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Als heutiges Etappenziel habe ich Lillehammer erkoren, was sich als ziemlich weit entfernt herausstellen wird. Zumindest weiter als ich ursprünglich geschätzt habe. Zuerst geht es gemütliche 20km (oder so) daher, bis ich runter zum See Mjøsa komme. Dort geht es die meiste Zeit relativ nah am Ufer entlang. Und da heute kaum Wind geht kokmme ich zügig voran. Trotzdem macht der Radweg häufig mal ein paar gute Höhenmeter. Richtig rein hauen solche Landzungen, die nicht um-, sondern überfahren werden müssen. Die meiste Zeit geht es auch auf Radwegen, oder zumindest auf extrem wenig befahrenen Straßen, daher. Der Seebereich erinnert irgendwie an die Schweiß. Viele vereinzelte Häuser - sicher, eine ganz andere Architektur - mit Nationalflaggen vor der Tür. Viele Felder, vereinzelt sogar Kühe. Allerdings ohne Glocke. Bis Hamar läuft alles nach Plan, ungefähr 80km bisher. Ein ganz ßchnuckeligesSStädtchen, dafür dass hier mal Olympia war. Die nächste Landzunge und die nächsten Höhenmeter. Teils extrem steil fahre ich ca. 7km fast nur bergan. Auf Straßen, die in dtl. gerade mal als besserer nicht asphaltierter Waldweg durchgeht. Hier sind dies normale, von Autos befahrene, Straßen. Ein Schild, 30km bis Lillehammer. Der Blick auf das GPS sagt, ich habe bereits fast 120km. Das kann ja noch heiter werden. Anfangs geht es schnell am Ufer entlang. Dann noch eine Landzunge, nochmal hoch. Auf dem Teilstück fluche ich schon häufig, weil die Steigungen nicht schon sind, herrscht hier auch noch reger Verkehr der extrem Staub aufwirbelt. Gift für Lungen und Augen. Bevor ich die Landzunge überfahre, nehme ich bei der Einfahrt in den Berg auch noch die falsche Abzweigung. Da ich meinen Irrtum aber relativ schnell merke, muss ich nicht zu viele extre Höhenmeter fahren. Auf der Zufahrt nach Lillehammer mache ich aus der Ferne schon mal ein paar Fotos von der Schanze. Morgen will ich mal näher ran und schauen. Liegt eh fast auf dem Weg.

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Lillehammer ist an den steilen Berg gebaut und ich verliere gut 100 Höhenmeter, weil ich von oben komme und der Zeltplatz natürlich auf Seehöhe liegt. Die letzte Landzunge, der verlust der Höhenmeter - die muss ich ja morgen früh wieder hoch - und der Preis für den Zeltplatz frustrieren mich. 160 NOK für 1-4 Personen, und da ich alleine bin muss ich voll bezahlen. Fuck you! Und alles voller Mücken hier. Naja. Nach Dusche, Essen (heute Reis) und einem Platz in der TV-Lounge (es läuft der Disney-Channel auf norwegisch) habt sich meine Laune wieder. Auch das kurze gelaber mit den Leuten tut ganz gut. Nur das Mädel an der Rezeption hatte meine schlechte Laune ungefiltert abbekommen. Morgen scheint auf jeden Fall ebenfalls anstrengens zu werden. Zumindest wenn ich mir die Wand so anschaue, die ich hochfahren will. Und ich habe ja keine Ahnung wie es danach weitergeht. Jetzt aber gute Nacht.

15. Juli 2011 - Nass

Mitten in der Nacht fäng es an zu tröpfeln. Wie gewohnt werde ich davon wach und gehe noch raus um den Sattel abzudecken. Auf die Uhr schaue ich nicht. Der himmel sieht allerdings gigantisch aus, noch ganz leicht rötlich gefärbt, mit tief schwarzen Wolken. Ein Foto mache ich nicht. Dafür bin ich heute einfach zu faul. Irgendwann werde ich erneut wach und es regnet noch immer. Bleibe also in der Hoffnung auf besseres Wetter noch ein etwas liegen.

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Als es ein bisschen weiniger wird stehe ich auf und passe die 20 Minuten ohne Regen ab um die Klamotten zusammen zu packen. Das Zelt ist natürlich patschnass, doch trocknen lassen ist keine Alternative, es fängt schon wieder an zu regnen. Voll in Regenklamotten gepackt geht es um ca. halb 10 los. Es schüttet mittlerweile wie aus eimern. Ganz toll war auch wieder mal der Moment als ich in die nassen Socken und Schuhe geschlüpft bin. Kalt ist es auch noch geworden und ich spüre meine Zehen kaum noch, die Finger sind auch eiskalt. Hat was von Winterurlaub. Ich zockel also weiter Richtung Oslo. Die Vororte hier haben schon wieder richtig was. Nicht mehr alles so verrottet wie in den bisher. Es hört langsam ein wenig auf zu regnen und ich kann die Regenhose los werden. Wegen der verbleibenden Tropfen bleibt die Jacke aber an. Der Wind dreht und es wird so warm, dass ich in T-Shirt fahren kann. Ich passiere Oslo etwas weiträumig und halte mich in Richtung Trondheim. Vor Oslo war die Route 7 noch ausgeschildert. Jeztt muss ich mich von Ort zu Ort hangeln. Genau so plötzlich wie die Beschilderung der 7 weg ist, ist sie auch wieder da. Von Oslo weg wird es wieder etwas schöner. Nicht mehr so viel Verkehr und fast durchgängig Radwege! Die Beschilderung ist einigermaßen gut. Nur haben wohl manchmal irgendwelche Witzbolde die Schilder verdreht. Haha. Seid ihr cool! Mit GPS komme ich aber giut durch. An einer Tankstelle halte ich an um mich nach Karten, in der auch Campingplätze eingezeichnet sin, zu erkundigen. In dem Punkt kann ich mich nämlich leider nicht auf das GPS verlassen. Gestern war ein eingezeichneter Campingplatz einfach nicht da.

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Es war dort auch nie einer. In der Tankstelle haben sie überhaupt keine Karten. Beim rausgehen sehe ich einen Fahrradladen, in dem ich mir einen Autoventiladapter. Der Verkäufer gibt mir noch den Tipp, in dem Buchladen in der Mall ein paar hundert Meter weiter nach Karten zu fragen. Die Verkäuferinnen dort meinen zwar, sie hätten keine entsprechende Karten. Ich schaue mir aber trotzdem ein paar an und werde tatsächlich fündig. Ich decke mich mit Karten für die gesamte Strecke ein. Sicher ist sicher :) Langsam lasse ich auch die letzten Reste Stadt hinter mir. Die Landschaft wird traumhaft. Auch die Häuser entlang sind wieder gut gepflegt. Zwischendurch kann ich an einem Bahnhof meine letzten schwedischen in norwegische Kronen umtauschen. Ich mache eine kurze Pause, suche mir den Campingplatz für heute Abend raus und ziehe weiter. An einer großen Kirche mache ich eine weitere Pause, esse etwas und schieße ein paar Fotos. Es ist wieder kalt geworden und ich fahre wieder mit langen Ärmeln. Dann sogar mit Windschield drüber. Es nieselt auch wieder. Manchmal komme ich mir vor wie der LKW-Fahrer aus einer Geschichte von Duglas Adams. Überall wo dieser hinkommt regnet es. Irgendwann mert er, dass er der Regengott ist und verdient Geld damit irgendwohin nicht zu fahren. Der angepeilte Campingplatz liegt direkt an der Route 7 und ich muss keinen Umweg fahren. Als ich ankomme nieselt es nach wie vor. Ich dusche noch, wasche das Inlet und hänge es raus, in der Hoffnung, dass es nicht die ganze Nacht regnet. Eine heiße, wenn auch kurze, Dusche nach so einem nassen Tag tut richtig gut. Die Füße sind wegen des ganzen Regens total verschrumpelt. Zum Essen gibt es wieder Nudeln mit Pesto. Der Kameraakku wird noch schnell geladen. Als ich ins Bett gehe regnet es nicht mehr.

14. Juli 2011 - Norwegen

Mitten in der Nacht werde ich wach. Irgendetwas hier im Zelt stinkt. Ich kann es ja nicht sein, war vorhin duschen. Quelle ist das Seideninlet. Kommt wohl von der Feuchtigkeit der letzten Woche. Bei nächster Gelegenheit muss ich das unbedingt waschen und gründlich trocknen. Ohne Inlet schlafe ich noch ein paar Stunden. Nach dem Aufstehen gehe ich in die Küche, mache Kaffee und Tee und frühstücke. Danach die übliche Routine. Zelt abbauen und Rad beladen. Danach geht es los. Wie üblich brauche ich für die morgendliche Prozedur etwa 2 Stunden. Weil ich gestern Abend nicht wie angekündigt abkassiert wurde, fahre ich nochmal am Haus der Besitzer des Platzes vorbei. Die Besitzerin bedankt sich für die Ehrlichkeit und bekommt 50 SEK.

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Ein fairer Preis. Ich habe tatsächlich vorher überlegt ob ich einfach so abhauen sollte, aber bei dem kurzen Schnack gestern Abend kam mir die Frau so sympatisch vor, dass ich mich dagegen entschied. Im nächsten Ort fahre ich noch einen Supermarkt an um mich aufzutanken und meine verbleibenden SEK loszuwerden. Beim überschlagen der Preise habe ich mich natürlich verrechnet, musste mit Karte zahlen und bin auf den Kronen sitzen geblieben. Nun trage ich Euros, dänische und schwedische Kronen durch die Gegend. Mal zusehen, dass ich ich das Geld in Norwegen auf einen Schlag gewechselt bekomme. Nach dem Einkauf beginnen die letzten schwedischen Kilometer, bis es über die Grenze nach Norwegen geht. Je näher ich der Grenze komme, desto weniger Häuser sieht man. Direkt, also nur wenige Kilometer vor der Grenze stehen ein paar große Geschäfte aller Art. Oft wird nur mit Tabak und Kaffee geworben. Die Grenze selbst verläuft quer durch einen Fluss, überquert von einer ziemlich hohen Brücke. In der Mitte der Brücke betrete bzw. befahre ich Norwegen. Sofort hinter der Grenze fangen beschilderte Radwege an. Ich lege eine Pause ein um in Ruhe zu essen und die Speicherkarte des GPS zu wechseln. Die velomap.org Karte für Norwegen ist auf eine extra SD-Karte, die ich mir bei Sandra noch fertig gemacht habe. Zum Glück wie sich rausstellt, da das andere, ebenfalls von openstreetmap stammende Material, rund 40 km um die Grenze gar nichts anzeigt. Keine Straßen, nix. Zuerst gelange ich auf die Route 1, die ich wohl ab Trondheim weiter in den Norden nehmen werde. Die 1 führt die gesamte Zeit an der Küste entlang, über Stavanger und Bergen. Ich möchte mir den Bauch sparen und von Oslo durch das Land nach Trondheim fahren. Als ich schon anfange nach einem Campingplatz ausschau zu halten fahre ich trotzdem noch eine kleine größere Schleife, finder aber keinen Platz. Auch ein im GPS eingetragener Platz stellt sich als Ente und ziemlich anstrengender Umweg heraus der auch für Mountainbikes geeignet wäre. Vollgepackt habe ich ziemlich zu kämpfen. Das ist schon die zweite Stelle, die so voll gepackt Probleme bereitet. Ich bin jedenfalls sehr froh die dicken Reifen zu haben. Sonst hätte ich schon ein paar mal im Tourverlauf Probleme gehabt. Hier kommt mir alles ein bisschen verwarlost vor. Viele leer stehende Häuse mit eingeschlagenen Scheiben. Und auch sonst. Viele ungepflegte Gärten. Alte kaputte und verrostet Autos auf den Grundstücken. Alles so ganz anders als noch in Schweden. Vielleicht hat die große Umgehung, die E6 dazu beigetragen? Je weiter die Grenze hinter mir liegt, desto besser scheint es zu werden. Warum haben wir noch gleich Grenzen? So langsam wird absehbar, dass ich heute keinen Campingplatz mehr finde. In Norwegen habe ich noch gar kein Schild gesehen. Deshalb halte ich an einem Supermark an um Wasser zum Kochen und für morgen zu kaufen. Den Ort durchquere ich noch. Kein Campingplatz. Dann fahre ich noch 2-3 km raus und zelte auf einer frisch gemähten Weide. Durch die Suche ist es ziemlich spät geworden. Dafür habe ich aber noch 20km in die richtige Richtung gesammelt. Noch 40 km bis bis Oslo, in das ich wohl nicht runterfahren werde, weil runter hier wörtlich zu nehmen ist, und ich nachher wieder hoch müsste. Irgendwann bin ich übrigens von der Route 1 auf die 7 gewechselt. Die sollte ich jetzt bis Trondheim fahren. Lassen wir uns überraschen. Heute habe ich 132 km in 11 Stunden geschafft und 1191 hm bewältigt.

13. Juli 2011 - Und es kam ein Tief

Um 6 Uhr schaue ich das erste mal auf die Uhr, entscheide aber lieber noch ein bisschen liegen zu bleiben. Um 7:20 stehe ich dann endlich auf. Bin wohl nochmal richtig eingeschlafen. Aber trotzdem eine gute Zeit. In aller Ruhe mache ich Kaffee für das Frühstück und Tee für den Tag.

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Danach Frühstücke ich in aller Ruhe. Um 10 Uhr habe ich bezahlt und kann auffbrechen. Ich zahle 100 SEK für die Nacht. Das ist ganz in Ordnung wie ich finde. Der selbe Kassierer meinte gestern Abend 210 SEK. Mir soll es recht sein so. Es geht wieder zwischen den wunderschönen Fjorden entlang. Zweimal muss ich fähren. Eine mit Kabel und eine freifahrende. Bin jetzt in Schweden schon mit 3 kleineren Fähren gefahren und musste nirgendwo bezahlen. Das wird offensichtlich von der öffentlichen Hand finanziert. So würde ich mir das bei uns auch wünschen. Ich hangel mich ein kleines Stück landeinwärts um besser voran zu kommen als gestern, versuche aber auf kleinen Straßen zu bleiben , die hoffentlich weniger Verkehr haben. Das gelingt nicht immer und ich muss ab und an in stärkeren Verkehr. Immer nur für ein paar Kilometer, es geht also. Generell ist die Fahrerei auf ëchtenSStraßen ziemlich anstrengend für den Kopf. Man muss doch viel konzentrierter sein als auf Radwegen oder wenig befahrenen Straßen. Hier ist Schweden einfach traumhaft... wobei ich dazu sagen muss, dass ich ja noch nicht mehr kenne. Viel Platz und dementsprechend findet man kaum echte anhäufungen von Häusern. Wer hier Probleme mit seinen Nachbarn hat ist wirklich selbst Schuld. Die Häuser stehen auch meist ein ganzes Stück von der Straße entfernt. Nur die Briefkästen stehen direkt an der Straße. Manchmal sind die Häuser so weit weg, oder hinter einem Wäldchen versteckt und man merkt nur durch den Briefkasten, dass es dort irgendwo ein Haus geben muss. Die Postautos sind Rechtslenker und Briefträger brauchen nicht alle paar Meter aussteigen. Es geht immer wieder hoch und runter, oft mit recht starkem Gegenwind. Rechts fahre ich in eine kleine Straße um mir eine Schleife zu sparen. Gute Idee, aber eben nur eine Idee. Der Weg ist zwar direkt, nach ein paar Kilometern komme ich aber an eine enorme Steigung, die mich in den ersten Gang zwingt. Nur ein halber km/h weniger und ich würde einfach umkippen. Heute ist es warm und oben angekommen riecht es nach Kiefern. Nach ca. 45 km stehe ich vor der berüchtigten Wand. Ich kämpfe buchstäblich gegen die Hügel, den Wind und vor allem gegen mich selbst. Zum ersten mal seit Start der Tour habe ich ein richtiges Tief. Am liebsten würde ich gleich hier das Zelt aufschlagen und Schluß machen für heute. Aber da quäle ich mich jetzt durch. Ich versuche es mit einer Essenspause, manchmal wirkt das schon Wunder. Nicht so heute. Ich finde keine schöne Stelle und esse direkt an der Straße ein paar Scheiben Brot. Ein wenig besser ist es schon geworden, aber weit entfernt von der Stimmung der letzten Tage. Und das obwohl das Wetter wieder erste Sahne ist. Seit Evee mir vorgestern per SMS besseres Wetter gewünscht hat ist es schön. Hätte mich wohl vorher mal melden sollen. Vom Vorderreifen gibt es ein immer wieder klickendes Geräusch. So hat es sich bei der letzten Panne auch angehört und ich vermute schon das schlimmste. Genau das was ich mit dieser Laune brauchen kann also. Ich halte an und stelle zur Freude fest, dass ich nur einen lockeren Stein aufgesammelt habe. Eine ältere Frau, die in ihrem Garten steht fragt ob alles in Ordnun sei. Wir unterhalten uns eine halbe Stunde. Sie plant ein Cafe zu eröffnen und Übernachtungsmöglichkeiten anzubieten. Vielleicht eine ganz gute Idee. Die Gegeng gibt es her. Bisher bin ich erst 75 km weit gekommen und habe mich fast damit abgefunden heute nicht auf meine 100 km zu kommmen. Doch nach dieser Pause und dem Plausch funktioniere ich auf wundersame Weise wieder. Muss mir nur ab und an auf die Finger hauen um nicht ständig auf das GPS zu schauen, nur um festzustellen, dass ich doch tatsächlich immer noch auf der Straße bin, auf der ich nunmal gerade bin. Schaue zur Kontrolle jetzt nur noch vor Kreuzungen, die ich nehmen möchte. In jeder kleinen Pause schaue ich die folgende Strecke schon mal an und fahre dann einfach. Jetzt läuft es wieder und ich laufe erst nach insgesamt 109 km einen Campingplatz an. Zwar ist es hier nicht ganz so schön wie gestern, bin aber zu faul und zu müde weiter zu suchen. Hier stehen hauptsächlich Campingmobile und stationäre Wagen rum. Bisher habe ich noch kein anderes Zelt gesichtet. Mir egal. Nach dem Aufbau geht es erst einmal schurrstracks unter die Dusche, die heute etwas kürzer ausfällt weil ich nur Kleingeld für 2 Minuten (2 SEK) habe. Merke, wenn man die Haare mit kaltem Wasser nass macht und schon mal einseift, reichen 2 Minuten warm. Zur Abwechslung koche ich mal wieder Nudeln mit Pesto. Gut, dass ich bei der Essensauswahl nicht so pingelig bin und Nudeln liebe. Seit fast 2 Wochen gibt es quasi nichts anderes. An den Campingplatzen hier mag ich, dass es immer Küchen gibt, die man umsonst nutzen kann. Außerdem gibt es immer Platz zum Sitzen. Zum Nachtisch esse ich noch die letzten verbleibenden Kekse, danach gehe ich mit einer Folge Happy Shooting ins Zelt. Bin tatsächlich ziemlich platt und werde wohl schnell einschlafen. Die Idee, die Höhenmeter aufzuschreiben war ganz gut. Heute waren es 800 hm obwohl ich eigentlich noch direkt an der Küste bin. Heute Morgen habe ich wider Erwarten daran gedacht die Klickpedale zu ölen und das Quitschen war verschwunden. Sogar den Ständer wollte ich abschrauben und wegwerfen. Die schrauben sind allerdings zu feste. Heute war glaube ich der wärmste Tag. Vielleicht habe ich dazu noch zu wenig gegessen und getrunken. Da muss ich morgen unbedingt drauf achten. Insgesamt bin ich heute 9 1/2 Stunden gefahren.

12. Juli 2012 - Skandinavische Campingcard

Ausnahmsweise geht es heute Morgen richtig früh los. Die Niederländer klopfen schon um 6 Uhr an meine ”Türe”. Danach das übliche, essen, waschen, Zelt abbauen, alles auf das Fahrrad laden und los. Ich stehe mit den beiden auf, damit wir zusammen die Karten für Wasser und die Zelt Nummer abgeben können und nicht doch noch ein zweites mal abkassiert zu werden. Direkt danach trennen sich unsere Wege schon und ich breche auf in Richtung Oslo.

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An einem Geschäft lade ich noch etwas Proviant auf und los geht es. Bis zur nächsten relevanten Stelle ist ein Radweg ausgeschildert. Doch plötzlich stehe ich in einer Baustelle. Keine Schilder, keine Umleitung, links die 4 spurige Europastrasse direkt am Fluss entlang, rechts Berg. Ich frage zwei Bauarbeiter nach dem Weg. Beide wollen mich über die Brücke und über den Fluss schicken. Aber da will ich doch gar nicht hin! Auch das GPS ist gerade keine große Hilfe. Kurzerhand fahre ich die 5 km bis der Radweg wieder beginnt über die E45. Hier ist eh überall 70, da sind bisher schon schnellere Autos auf schmaleren Straßen an mir vorbei geknallt. Der Verkehr läßt die Aktion absolut zu und ich zockel über den breiten Seitenstreifen. Nach ein paar weiteren Kilometern erreiche ich mein erstes Ettapenziel und laufe erst mal eine Information um mich nach Radwegen zu erkundigen. Dafür, dass das hier immer noch dieser 6000 km lange Nordseeradwanderweg ist, haben die Leute erstaunlich wenig Plan. Ich fahre also einfach weiter. Die Strecke führt teils über Radwege, teils direkt auf der Straße. Mittlerweile auch wieder halbwegs brauchbar beschildert, auch wenn man sich darauf nicht unbedingt verlassen sollte. Dafür wird die Landschaft von Kilometer zu Kilometer schöner. Es geht immer wieder auf und ab, zwischen Fjorden, oder Sunden, oder wie auch immer das hier genannt wird, hin und her. Einen Arm überquere ich über eine große Hängebrücke. Davon hat mir gestern der entgegenkommende Radler erzählt. Ich kann also nicht so falsch sein. Die Ortschaften, bzw. Häuseransammlungen sind geprägt durch Blockhäuser. Ich folge nach wie vor dem ”beschilderten”Radweg, auch wenn dieser mich die eine oder andere Schleife fahren läßt. Die Landschaft entschädigt für die extra Kilometer, das ständige hoch und runter und den Kampf gegen den Wind. Gegen 17 Uhr ... ja, weil ich ja auch so früh gestartet bin... erreiche ich nach rund 100 km den Campingplatz Malö. Sehr schön gelegen und ich habe einen super Platz,

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etwas erhöht, mit Blick auf den Sund. Dafür zahle ich auch einen stolzen Preis. Zuerst einmal muss ich mir doch eine skandinavische Campingcard ausstellen lassen. Gestern in Göteborg wollten sie die auch schon haben, haben sich aber gnädig gezeigt als ich direkt mit Kreditkarte gezahlt habe. Nicht so hier... die blöde Karte schlägt mit 140 SEK zu Buche. Aber gut, die werde ich wohl noch häufiger brauchen. Auch die Übernachtung an sich ist alles andere als günstig, 210 SEK. Ich frage gar nich erst ob 4 Personen das Selbe zahlen würden. Dafür gibt es eine Küche in der ich koche und so Gas sparen kann. Die heiße Dusche hingegen geht extra. Im Laufe des Tages gab es den zweiten kleinen Defekt. Der Ständer ist so verbogen, dass ich ihn nicht mehr reparieren konnte. Überlege ernsthaft ihn abzuschrauben. Außerdem quietscht das rechte Pedal ganz ekelig. Vielleicht schmiere ich da morgen ein wenig Öl dran... Falls ich es nicht vergesse. Versuche morgen auch mal direkter, ohne Schleifen, Richtung Oslo zu kommen. 200 km Luftlinie sind es noch.

11. Juli 2011 - Auf nach Oslo...

Heute ist der Morgen phantastisch. Das Wetter ist herrlich und ich werde von der Morgensonne geweckt. Deshlab komm eich zur Abweschlung auch mal zeitig los. Schon um 8:50 ist alles gepackt und ich sitze auf dem Velo.

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Für gestern habe ich mal wieder einen Nachtrag. Ich vergesse nämlich abends beim aufschreiben immer die Hälfte, die mir dann am nächsten Tag beim Radeln wieder einfallen. Sonntags haben die Lebensmittelgeschäfte hier in Dänemark offen. Manchmal ein bisschen kürzer als sonst aber wenigstens offen. Wenn die dafür extra Mitarbeiter einsellen statt die vorhandenen zu knechten ist das alles Ok. Jetzt muss ich erst einmal über einen Fjord fähren. 18 dänische Kronen, und ich habe natürlich vergessen Geld zu holen. Der Kassierer ist aber so nett und nummt mich mit weil auf der anderen Seite eine Bank ist, die ich sofort ansteuere um meine Schulden zu begleichen. Heute ist wieder ruhiges, sonniges Wetter. Wie ich das nach den ätzenden Regentagen genieße. Der Weg heute führt mich die ganze zeit entlang der Ostsee, die ich meist sogar sehen kann. Ich fahre noch einen Supermarkt an um Mittagessen zu kaufen. Sogar einen halben Liter Milch, weil ich wahnsinnige Lust auf Kaffee habe. Danach fahre ich zu einem Strand und esse im super weichen Sand. Sowieso gefällt es mir hier oben richtig gut. So ein Sommerhäuschen in den Dühnen hätte schon was. Hier ist auch nicht so vollgebaut wie man das aus so vielen Tourihochburgen kennt. Man kommt überall und kostenlos ans Wasser. Nach dem Mittagessen geht es auf die letzten rund 20 km nach Frederikshaven. Von dort möchte ich mit der Fähre rüber nach Oslo. Am schalter wird mir morgen 10 Uhr als nächst möglicher Fährtermin genannt. Weil ich keine Lust habe wieder zurück zu fahren und mir einen Platz zum schlafen zu suchen, entscheide ich nach mit der Schnellfähre nach Göteborg zu fahren. Schließlich ist es erst 15 Uhr und die Schnellfähre geht in zwei Stunden. Zudem braucht sie auch nur zwei Stunden. In der Wartezeit streife ich ein wenig durch den großen Hafen. Bin begeistert von diesem Schiff. Ein riesiger Katamaran mit zwei Parkdecks und einem Deck mit Nahrung, Trinken, Filmen, Spielen und sonst noch fast allem was man braucht. Außerdem macht die Kiste richtig Fahrt. Heute macht der Körper das erste Mal nicht das was er soll.

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Ich habe unterwegs den halben Liter Milch getrunken, der sich jetzt überlegt hat, doch nochmal raus schauen zu wollen. Nicht wirklich schlumm und beim laufen ist mir in der Vergangenheit auch schon aufgefallen, dass ich Milch nicht immer so gut vertrage. Nach dem Fähren tue ich mich mit zwei Niederländern zusammen. Wir suchen mit traditioneller Karte, GPS und Schildern einen Campingplatz und fahren ohne großartige Umwege direkt dorthin. Angekommen sollen jeder von uns 275 schwedische Kronen bezahlen. Das ist der Preis für ein Zelt und 1 bis 4 Personen. Da von uns jeder nur ein kleines Zelt hat können wir den Kassierer überreden 275 SEK für uns drei zusammen berechnen. Auf der Zeltwiese treffen wir einen weiteren Niederländer, in Bergen gestartet und über Oslo nach Göteborg gefahren ist. Er musste übrigens den vollen Preis bezahlen. Es ist schön endlich wieder ein paar Radreisende zu treffen und wir tauschen Geschichten der jeweiligen Touren aus. Die beiden laden mich noch zu Nudeln und Salat ein. In der Küche treffen wir noch zwei deuschte 17 jährige Mädels, die eigentlich mit dem Velo nach Stockholm fahren wollten. Nach dem ersten Verfahren und dem ersten Hügel haben sie es sich anders überlegt und machen nun Göteborg unsicher. Morgen fahren die beiden Niederländer nach Osten weiter, ich nach Noden... ach lassen wir das.

10. Juli 2011 - Noch ein Riss

Der Tag fängt schon gut an. Zwar scheint ausnahmsweise die Sonne, aber ich entdecke ienen weiteren tiefen Riss in der Zeltstange. Dieses mal an einem anderen Element. Weil es noch nicht durchgebrochen ist, versuche ich noch einmal Kabelbinder und Tape. Mal schauen wie lange das hält. Andere Elemente sehen auch schon ziemlich angegriffen aus. Hoffentlich muss ich unterwegs kein neues Zelt kaufen!

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Obwohl wenig Hoffnung besteht. Der Radweg aus Silkeborg hinaus ist genau so schön wie der hinein. Neuer Asphalt und kaum Löcher. So komme ich schnell voran. Es sind kaum Leute unterwegs, langsam fahren oder gar anhalten muss ich nur bei den Blockaden wenn ein anderer Weg oder eine Straße gekreuzt wird. Bevor das Ende der Route 21 erreicht ist, verlasse ich den Radweg um weiter in den Osten zu kommen. Ich passiere Ranger, den ersten Ort seit Tagen, den man als Stadt bezeichnen kann. Anders als sonst überall stehen hier bis zu vier stöckige Häuser. Auch sonst hat Ranger eher städtischen Charakter. In meiner Karte sind zwischen Ranger und Handsund keine Radwege eingezeichnet und weil ich keine Lust habe mich auf den Nebenstraßen durch zu schlängeln, nehme ich die Hauptstraße. Auch in der Hoffnung, dass neben der Straße die ganze Zeit ein Radstreifen verläuft. Die ersten zwei bis drei Kilometer geht das auch noch gut, doch dann ist Schluß. 30 km auf einer recht viel befahrenen Straße, ohne überhaupt einen Seitenstreifen. Dabei sind viele Teile der Straße ganz neu. Mir ist es bei sowas immer ein Rätsel warum an Radwegen gespart wird. Aber vielleicht gibt es ja einen guten Grund und es gäbe eine Verbindung, die ich nur nicht gefunden habe. Was solls 1 1/2 Stunden im Verkehr, immer wieder überholt werden, kaum Abstand. Ich komme mir vor als führe ich durch einen engen Tunnel. Und der Parasit hier auf der Straße bin ja schließlich ich. Wobei mir zumindest auch ein Rennradfahrer entgegen kommt. In Handsund angekommen, nehme ich die Route 5. Der Nordseeradwanderweg mit über 6000 km ausgeschilderten Wegen in Norwegen, Dänemark, Deutschland, den Niederlanden, Schottland und wahrscheinlich noch mehr, was mir aber gerade nicht einfallen will. 6000 km mit dem Rad, heute hört sich das noch extrem viel an. Es geht ein wenig geschlängelt nach Nordost in Richtung Dokkedal an der Ostsee. Dort angekommen laufe ich erst einmal Barfuss durch das Wasser, wenn ich schon durch das Wetter keine nassen Füße bekommen habe dann wenigstens so. Das Wetter hat heute nämlich entlich mal wieder gehalten was der Morgen versprochen hat. Zwar gab es den ganzen Tag wolten, doch größten Teils hat die Sonne geschienen.

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Daher auch ein kleiner Sonnenbrand an der linken Wade. Nur wenige hundert Meter nach meinem Ostseegang finde ich einen wunderschönen Platz für mein Zelt. auf einem kleinen Hügelchen auf einer frisch gemähten Wiese mit Blick auf die Ostsee. So einen schönen Platz hatte ich im ganzen Leben noch nicht. Ein Nachtrag zum 7. und 8. sei mir noch gegönnt. Auf der dänischen Seite der Flensburger Förde stehen Prachtvillen rum, auch mit direktem Blick auf das Meer. Ein Haus schönder als das andere. Nicht unbedingt groß, einfach nur elegant und mit bombastischer Aussicht. Aus dem Gebüsch neben mit springen zwei Rehe und liefern sich auf der Wiese einen Wettlauf. Hoffentlich läuft die Nacht keines mein Zelt über den Haufen. Bei dem Blick schlafe ich heute mal mit offener ”Türe”. Es sieht nicht nach Regen aus und bisher bin ich von einsetztendem Regen immer wach geworden und konnte ggf. das Zelt wetterfest machen. Heute bin ich 122km in 9 Stunden gefahren.

Ich bin jetzt seit 10 Tagen unterwegs und habe 1131 km hinter mir. Bin also noch voll im Komfortbereich, auch wenn die tägliche Kilometerleistung etwas über dem liegt was ich bisher gemacht habe. Interessant wird zu sehen, wie ich nach 15 bis 20 Tagen drauf bin. Auf meiner ersten Tour nach Italien hatte ich nach dieser Zeit genug und habe mich in den Zug gesetzt um zurück zu fahren. Dieses mal möchte ich eigentlich so weit wir möglich mit dem Rad kommen. Sowohl die bisherige Zeit, als auch die Kilometer sind eigentlich lächerlich im Verhältnis zu dem was noch folgen soll. Aber ich fühle mich gut und habe momentan keinen Grund irgendwelche Bedenken zu haben.