28. Juli 2011 - Schweinswale

Heute ist Paulis erster großer Tag. Heute wäre ich wirklich gerne dabei. Vermisse die drei schrecklich. Neben uns hat ein Mädel campiert, die die selbe Route fahren möchte wie ich.

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Allerdings ist sie viel schneller Unterwegs. Am Vortag haben wir sie nur durch die Fähren wieder eingeholt. Das bessere Timing und weniger Anstrengung hatten definitiv wir ;) Wie auch gestern ist der Himmel bedeckt, so eine Art Hochnebel aber ohne Regen, also alles gut. Ich starte nochmal mit Stefan und Monika. Die beiden wollen zwar nicht so weit wie ich, doch das Tempo passt gut zusammen, warum also alleine fahren. Außerdem verstehen wir uns richtig gut. Es startet mit ein paar ziemlich giftigen Anstiegen, die uns den ganzen Tag begleiten werden. Wir fahren heute den mit 3km bisher längsten Tunnel. Mittlerweile ist das totale Routine. Das erste mal war noch ein wenig unheimlich, aber jetzt… Wir finden eine Straumhafte Stelle für eine Pause. An einem Sandstrand am Fjord. Nach heute 70km machen die beiden Schluss und campieren an den Saltstromen. Da fließt das Wasser im Fjord richtig schnell!!! Muss mal nachlesen warum genau! Wir tauschen noch Adressen aus und ich verspreche mich zu melden. Irgendwie habe ich den Eindruck die beiden schon ewig zu kennen, obwohl es nur 3 Tage sind!? Für mich geht es die letzten  30km nach Bodø. Die letzten 20km der Strecke sind nicht mehr schön. Direkt an einer großen viel befahrenen Straße entlang. Komme gegen 18:45 am Fähranleger an. Die letzte Fähre ging vor einer halben Stunde. Gut, dass ich keine Zeiten wusste, sonst hätte ich wieder auf Gedei und Verderb versucht diese zu kriegen. Das schadet dem Körper mehr als es nutzt, aber dafür kenne ich mich zu gut. Die nächste Fähre geht um 0:45 Uhr. Viel Zeit also… und ich kann an Bord schlafen. Fahre erst einmal ins nahe Zentrum und gönne mir für die ersten 3000km (!!!) km eine Supersize Pizza und einen Milchkaffee für 270NOK (36 Euro!!!). Die war zwar wirklich gigantisch, noch nie so eine große Pizza gesehen, geschweige denn gegessen. Aber durch das viele Radeln geht die locker weg und ich hole mir gleich im Supermarkt noch ein großes Eis und Kekse. Das aller wichtigste wäre mir fast durchgegangen! Haben in einem Fjord kleine Wale gesehen. Vermutlich Schweinswale.

27. Juli 2011 - Radschaft die X-te

Stefan und Monika sind auch schon wach und nehmen, wie ich auch, die erste Fähre des Morgens. Wir frühstücken gemütlich auf der einstündigen Überfahrt. Nur deshalb bin ich mal zügig mit dem Packen fertig und unterwegs.

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Die dreckigen Radklamotten habe ich auch noch nicht an. Wir beschließen den Tag zusammen zu fahren, da die beiden wieder das selbe Ziel wie ich haben. Ist mal wieder ganz schön nicht alleine durch die Gegend zockeln zu müssen. Es wird die ganze Zeit palavert. Die beiden laden mich zu dem einen oder anderen Snack ein und ich komme mir schon vor wie ein Schmarozer. Die Strecke heute geht zwar immer wieder auf und ab, aber irgendwie läuft es ganz gut. Nach den ersten gefahrenen 30km legen wir eine Fähr-Zwangspause ein. Gute Entfernung für eine Pause. Das ganze Spiel wiederholt sich nocheinmal. An der letzten Fähre des Tages bekommt Stefan Fisch von zwei deutschen Anglern geschenkt, der Abends gekocht wird. Den ersten möglichen Campingplatz passieren wir noch, weil es keine Küche gibt. Ich glaube der erste Campingplatz ohne Küche seit Dänemark. Den nächsten müssen wir nehmen weil jetzt lange nichts kommt. Es gibt eine Küche, nur alles ein wenig usselig und lieblos. Hätte einige Ideen für einen radfahrerfreundlichen Campingplatz. Weil wir nur kleine Zelte haben wird nur ein Zeltplatz berechnet, und den übernimmt Stefan auch noch. Ganz, ganz dickes Dankeschön. Der Rest, der übliche Film. Zelt aufbauen, duschen, kochen, essen, bett. Heute haben wir mit der ersten Fähre den Polarkreis überschritten. Leider ohne Schild. Ich hätte so gerne eines mit Fahrrad davor! Aber evtl. auf dem Rückweg.

26. Juli 2011 - Kurz vor dem Polarkreis

Heute Morgen mal wieder extra spät wach geworden, dann noch fest gequatscht und erst um 11 Uhr los. Meinen Geburtstagsbrief an Paulchen bin ich losgeworden.

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An der Rezeption hat man mir einen Umschlag geschenkt und noch Herzlichen Glückwunsch auf norwegisch darauf geschrieben. Dafür habe ich meinen Kulli auf der Theke liegen gelassen. Gut einen 2.-Stift zu haben :) Habe in Nesna noch schnell ein bisshcen Brot nachgekauft und los gehts. Zuerst schön flach geradeaus, dann über einen richtig gut steilen Hügel, eher schon Berg. Ich muss eine riesige Schleife um einen Fjord fahren. Auf der anderen Seite geht es fast so weit zurück wie der Punkt an dem ich gestartet bin. Es geht durch 2 Tunnel von je 2.8km. Saukalt ist es darin, aber durch den wenigen Verkehr gut zu fahren. Beide Tunnel sind zum Glück flach. Nachher gibt es immer mal wieder eine ordentliche Steigung, die ziemlich reinhauen. Aber dann mache ich halt langsam. Darf mir schließlich Oberschenkel und Knie nicht zerstören. Heute komme ich bis Kilboghamn, von wo aus ich die erste Fähre um 8:30 nach Jektvik nehmen möchte. Kann ja gemütlich auf der Fähre frühstücken. Die fährt ca. 60 min. 3km weiter als der Fähranleger, liegt ein Campingplatz den ich anfahre. Dort treffe ich die radelnden Schweizer wieder, die ich gestern schon auf dem anderen Campingplatz gesehen habe und die heute Morgen vor mir gestartet sind. Gehe gleich mit den beiden etwas trinken und dann ins Bett.

25. Juli 2011 - Ein Elch

Die Nacht hat es wieder angefangen zu regnen, so dass ich das Zelt zumachen musste… das heißt Kondenswasser. Da es am Morgen aufgehört, und richtig begonnen hat zu winden, ist alles im Nu trocken. Wieder Abschied. Bin deutlich schneller unterwegs.

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Wir bleiben aber auf jeden Fall in Kontakt, bin gespannt wie es bei ihr weitergeht. Was das Fernweh angeht ist sie ein bisschen so drauf wie ich. Nach ein paar km gehe ich in Brønnøysund erst einmal einkaufen und Kaffee trinken. Zweiters Frühstück mit Keksen. Irgendwie wird heute ein Tag des Essens, und Tag der Fähren auch. Horn naach Anddalsvag, Forvik nach Tjøtta, Levag nach Nesna. “Verliere” ziemlich viel Zeit durch fähren und warten. Dafür dien die Pausen gut. Besonders die Kaffeepause an einem wunderbaren Kaffe in Forvik. Die richten das gerade sehr schick ein. Ist noch nicht komplett fertig, trotzdem schon richtig gemütlich. Und da es keinen Anderen Weg hier weg gibt als die Fähre, machen die wahrscheinlich gar keinen so schlechten Umsatz. Zumindest im Sommer. Zu Beginn des Tages habe ich starken Rückenwind und komme daher ungewohnt schnell voran. Berge oder Hügel gibt es so gut wie keine. Ab und an fahre ich mal wieder Gefühlsachterbahn. Man hat so ein bisschen den Eindruck, dass alles viel direkter auf mich wirkt… und verstärkt. Irgendwie schwer zu beschreiben. Heute sehe ich meinen ersten echten freilebenden Elch. Stiefelt der so 100m vor mir einfach auf die Straße, schaut mich dann an und trottet weiter. Ich habe es in der Kürze leider nicht geschafft die Kamera rauszuholen. Das war z.B. eines der Hochgefühle des Tages. Zwischendurch habe ich dann wieder “vermissen” Gefühle. Wird so langsam zur Gewohnheit die Achterbahn. Auf der anderen Seite der letzten Fähre mache ich Schluss für heute. Morgen soll es wieder bergiger werden. Bin mal gespannt. Absolut Erwähnenswert: meine Klamotten sind trocken. Alle! Dunkel wird es übrigens schon seit Tagen nicht mehr. Auch wenn ich die 24 Stunden ohne Sonnenuntergang nicht erleben werde. Dafür bin ich einfach ein paar Tage zu langsam.

24. Juli 2011 - Und noch eine Radschaft

Mal wieder ein kleiner Abschied. Saskia und Jan-Willem legen einen Ruhetag ein und ich ziehe alleine weiter. Am Morgen regnet es noch ein bisschen, aber es soll ein traumhafter Tag werden. Bin voller Hoffnung.

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Ganz kurz nach dem Start der Tagesetappe kann ich die Regenjacke auch schon ausziehen. Es geht alleine wieder schneller voran und die Landschaft entschädigt nach wie vor für die E6-Strapazen und auch ein wenig das schlechte Wetter. Es geht vobei an Seen und Fjorden, immer auch mit ein wenig Auf und Ab verbunden. Aber ohne übersteile Passagen. Heute macht es wieder richtig Spaß. Weiß auch nicht woher das kommt. Vielleicht liegt es an dem halben Pausentag, keine Ahnung. Bin heute auf der 770 und 772 unterwegs, die mich nachher wieder zurück auf die 17 führen, aber noch weniger befahren und herrlich zu fahren sind. Das mit den Sonntagsöffnungszeiten muss ich übrigens zurücknehmen. In diesen kleinen “Städten” hier oben im Nirgendwo ist Sonntags auch alles geschlossen. Aber es gibt ja Tankstellen, die vereinzelt offen sind. Heute steht die Fähre von Holm nach Vennesund auf dem Programm und weil ich keine Lust habe beim Warten nichts zu tun, verschiebe ich meine Mittagspause auf an/auf/nach der Fähre, je nachdem wie ich sie erwische. Weil ich natürlich deshalb recht wenig gegessen habe, tun die letzten Hügel ganz schön weh. Ich erreiche die Fähre kurz vor Abfahrt und esse nach dem fähren… nach bisher 80km. Weil ich noch keine Lust auf Feierabend habe, und jetzt ja wieder ein bisschen Energie, fahre ich noch weiter. Auf dem Weg sammel ich Frederike auf, die alles ähnlich gemacht hat wie ich. Job gekündigt und ab dafür… sogar aus den selben Gründen. Nur, dass ihre Familie richtig Streß gemacht hat. Ich habe halt die allerbeste Familie!!! Wir teilen uns die Zelplatzkosten 150NOK für 1 Person + Zelt finde ich einfach nicht ok. Ok… obligatorische, aber ich schreibe es trotzdem… bin am Nachmittag wieder mal nass geworden. Am Abend werde ich von Frederike zu Reis mit Linsen und zerlassener Butter eingeladen. Schmeckt wirklich richtig gut. Nach ein bisschen Palaver geht es ab din die Zelte. Morgen ist ja auch wieder ein Tag.

23. Juli 2011 - Noch eine Radschaft

Aufstehen bei Regen. Wie erwartet. Wenigstens regnet es in Strömen, so dass die Frage "Ob Regenhose” erst gar nicht aufkommt.

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Heute fahre ich zusammen mit Saskia und Jan-Willem und wir fahren bis zur Fähre in Lund. Auf der anderen Seite ist direkt ein Campingplatz. Die beiden haben sich dort eine Hütte gemietet und machen morgen einen Ruhetag. Für mich ist das auch mal ganz gut nicht so weit zu fahren. Obwohl es noch lange regnet macht es heute wieder Spaß. Ist auch nicht mehr ganz so anstrengend und vor allem kein Gegenwind. Zwar gibt es ein paar gute Buckel, aber die Landschaft ist heute bombastisch geworden. Vielleicht ist es das was mich heute hochzieht, vielleicht auch die Radschaft. Keine Ahnung. Zwischendurch kommt nahezu gar nichts. Nur ab und an mal ein paar Häuser oder Bauernhöfe, aber keine echten Orte/Dörfer/Städte. Und nahezu kein Verkehr. Sehr angenehm zu fahren heute. Der Wetterbericht für morgen sagt Regen am Vormittag, Nachmittags bewölkt bis sonnig. Die Vorausschau sieht auch ganz brauchbar aus. Ich habe Hoffnung. Vor der Fähre laden wir noch Brot bim letzten Shop auf. Sicher ist sicher, denn morgen ist Sonntag. Zum Kochen habe ich noch genug. Da der Shop mittem im Norgendwo liegt, können sie natürlich jeden Preis nehmen. Brot wird nur gefrohren verkauft. Heute Nachmittag wird es auch noch fast richtig schön, so dass ich einige Sachen waschen und sogar trocknen kann. Nach diesem Halbruhetag mit nur 60km in 7h möchte ich morgen wieder normales Tempo und Pensum fahren. Hoffentlich komme ich endlich von dem Regen weg.

2PeopleCycling (Übrigens gerade 23.07.2012 wieder unterwegs und in Berlin. Wir werden uns morgen treffen)

22. Juli 2011 - Regen und viel geflucht

Heute Morgen lasse ich mir etwas mehr Zeit um die Kette und Ritzel halbwegs sauber zu macneh. Habe mir die letzten Tage gehörig Dreck eingefahren. Richtig sauber wird es natürlich nicht, aber wenigstens ein bisschen besser.

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Da ich früh wach bin geht es trotzdem um 10 Uhr los. Das lustige Spiel Hügel hoch, Hügel runter geht weiter. Dafür brauche ich nicht mehr auf die E6. Nur irgendwann zwischendurch 5km als Verbindung. Und da mich das Hügel-Spiel nicht völlig auslastet, spiele ich parallel noch ”Gegen den Wind”… heißt so nicht eine schlechte deutsche TV-Produktion aus den 90ern? … Jedenfalls wird das ganze noch eine Spur anstrengender. Die Landschaft ist wie gestern, nichts berauschendes oder tolles dabei. Ich quäle mich km für km vorwärts. Eigentlich habe ich heute eine gute Trittfrequenz gefunden. Aber so richtig Spaß kommt nur manchmal auf. Zwar bin ch mittlerweile auf der 17 angelangt, hier ist aber immer noch einiges an Verkehr. Zwischendurch treffe ich einen deutschen, der von Nord nach Süd fährt. Wir halten einen kleinen Schnack und ich bekomme einen Plan mit Fährzeiten von ihm. Braucht er eh nicht mehr. Auf einem kleinen Markt kaufe ich eine frische Kohlrabi und verschlinge sie sofort. Das erste frische Gemüse diesen Monat. Zu meinem vollendeten Glück brauche ich neben den Hügeln und dem Wind eigentlich nur noch Regen. Damit ich nicht aufs ungewohnte komme! Brauche nach dem Gedanken auch gar nicht mehr lange warten bis es los geht. Bin also wieder mal nass. Dann gibt es noch einen Campingplatz für 200NOK … ich könnte kotzen!!! Wenigstens gibt es einen Aufenthaltsraum, in dem ich meine Klamotten trockne. Eigentlich hatte ich mich schon auf einen Abend vor Ami-Sitcoms oder irgendwelchem Kinderprogramm gefreut, doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Irgendwelche Vollidioten haben in Oslo was in die Luft gejagt. Den Bilder nach muss es ordentlich gerumst haben. Jedenfalls läuft den ganzen Abend ein norwegischer Nachrichtensender. Auf Nachfrage übersetzen mir einige Leute ins englische. Auf dem Campingplatz treffe ich noch zwei Niederländer, die die Atlantic-Coast-Route zum Nordkap fahren. Gestartet sind die beiden in Portugal und schon seit 12 Wochen unterwegs. Wir verabreden uns morgen zusammen zu fahren. Mal schauen, die beiden machen so 80km pro Tag, waren aber schon recht früh hier auf dem Platz. Zumindest vor dem Regen, der wie es scheint, großteils mit mir reist. Oh… extrem viel geflucht habe ich heute. Über Wind, Wetter, Hügel und die dämliche Idee mit dem Fahrrad zum Nordkap zu fahren.

21. Juli 2011 - Vorbei an Trondheim

Es regnet heute Morgen nicht. Die Nacht hat es aber schon den einen oder anderen Schauer gegeben. Kurzes Zelt-Review. Pro: läßt sich problemlos im Regen aufbauen, extrem kleines Packmaß, extrem leicht, dicht.

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Contra: kein Innenzelt (man bekommt also Kondenswasser rein und wenn man die Wand berührt wird man nass… der Schlafsack dummerweise auch), wenn Feuchtigkeit drin ist, ist sie drin. Wenn es draußen nicht trocken ist, keine Chance die Feuchtigkeit raus zu bekommen.

Nachtrag zu den letzten drei Tagen. Ich habe den ersten Schnee für dieses Halbjahr gesehen. Zum Glück nur aus der Ferne. Einmal sah es sogar nach Neuschnee aus. Genereller Nachtrag: Hier fahren viele große Ami-Schlitten rum. Diese schönen alten.

Und wieder zurück ins hier und jetzt. Um 10 Uhr geht es los auf die letzten km Richtung Trondheim. Die hohen berge lasse ich jetzt komplett hinter mir. Die Strecke wechselt zwischen Radweg, wenig befahrenen Straßen und E6. Die kommenden Aschnitte sind immer leicht voraus zu ahnen. Ich fahre den Buckel hoch um anschließen hinten runter zu fahren, damit ich den nächsten in Angriff nehmen kann. Ziemlich zermürbend. Die letzten zig Tage und km an der E6 gehen nicht spurlos an mir vorbei. Fühle mich ziemlich müde und abgekämpft. Und das den ganzen Tag über. Morgen gibt es noch einen halben Tag, oder etwas mehr, E6. Danach möchte ich die (hoffentlich) weniger befahrene 17 nehmen. Da ich heute schon vor 19 Uhr Schluss mache, kann ich ein wenig entspannen. Zu Essen gibt es Makaroni. Einmal mit Resten von Süß-Sauer-Sauce und einmal mit Käse. Ich kann gar nicht genug essen. Ich muss sagen, die Euphorie der Starttage ist längst verflogen und neue will bei  1600km bis zum Wendepunkt noch nicht aufkommen. Hoffentlich wird es in den nächsten Tagen wieder besser, auch wenn schlechtes Wetter gemeldet ist. Aber da beiße ich mich jetzt durch!

20. Juli 2011 - Kurz vor Trondheim

Mein Zelt hatte ich die Nacht parallel zum Leihzelt aufgebaut. Heute Morgen hat die Zeltstange schon wieder einen ordentlichen Knick und beim Abbauen bricht sie auch gleich wieder. Ich entscheide, dass die ganze Flickerei keinen Zweck mehr hat.

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Vier Bruchstellen, weitere würden bestimmt folgen. In Oppdal werde ich mir ein neues kaufen. Ich frühstücke noch zusammen mit den anderen und dann fahren wir getrennte Wege. Komme wieder extrem spät weg, kurz nach 11. Das muss wieder besser werden! Im Intersport bekomme ich für 1000NOK ein 1kg leichtes Einmannzelt. Gerade noch erträglich. Zwar absolut keine Spitzenklasse, aber so ewig hat das alte ja auch nicht gehalten! Mit dem neuen Zelt geht es erst nach 12 weiter. Mal schauen wie weit ich heute komme. Da es sehr viel bergab geht läuft es richtig schnell. Auch wenn ich erst mal 1-2 Stunden brauche um richtig reinzukommen. In Heimdal soll es eigentlich lt. Karte und GPS einen Campingplatz geben. Tut es aber nicht. Auf Nachfrage werde ich zu einem B&B verwiesen. Doch auf dem Weg dorthin finde ich ein Schild zu einem Campingplatz in einem anderen, 7km entfernten, Ort. Ich fahre diesen an. Schließlich will das neue Zelt getestet werden. Außerdem hat es heute, trotz grader Tagesanzahl, geregnet und Schuhe und Regenzeug sind wieder nass. Deshalb fahre ich überhaupt einen Campingplatz an. Die warme Dusche. Der ”Platzwartëmpfielt mir für die Weiterfahrt die 17 statt der E6. Das hatte ich mir auch schon so überlegt. Finde die Bestätigung aber gut. Das hier ist übrignes der sauberste Campingplatz, den ich je gesehen habe. Der Platzwart meint auch noch, dass ich unterwegs einfach irgendwo campen könnte. Waschen ginge an den Tankstellen. Wildcampen generell sei zwar auch hier verboten, aber mit gewissem Augenmaß. In und bei großen Städten würde man davon gejagt, sonst aber in Ruhe gelassen. Werde die nächsten Tage wohl seltener mal Plätze anfahren. Wenn das Wetter besser wäre, hätte ich das alles eh ein bisschen anders gehandhabt. Es ist nämlich gar nicht so einfach gescheite Spots zu finden, wenn alles nass ist. Und außerdem bin ich nunmal ein Weichei. Jetzt esse ich noch eine Portion Reis. Es fröstelt mir ein wenig, weil es hier nur eine offene Küche gibt. Danach geht es in die Falle. War eh ein langer Tag heute.

19. Juli 2011 - Leihzelt

Ich werde wach. Heute ist wieder ein ungrader Tag. Das bedeutet bei der Beständigkeit des Wetters wohl, dass ich wieder mal einen nassen Arsch kriegen werde. Der Blick zum Himmel läßt auch nichts Gutes erahnen. Dunkle Wolken soweit das Auge reicht.

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Noch bevor ich es schaffe das Zelt abzubauen kommt noch ein Schauer runter. Nass packe ich das Zelt weg. Hilft ja alles nichts. Zuerst einmal geht es den Berg ein gutes Stück hoch. Nach wie vor folge ich der E6. Wieder ein stück geradeaus und dann auf ein Hochplateau mit  1500NN. Vor dem Anstieg fängt es wieder richtig an zu schütten. Regenklamotten ziehe ich nicht an. Es ist anstrengeng genug und ob ich nun von Regen oder Schweiß nass werde ist egal. Oben angekommen hört es auf zu regnen und meine Schuhe fangen an trocken zu werden, ganz langsam zumindest. Über das Plateau get es ohne weitere Steigungen. Wieder einfach eine unglaublich schöne Landschaft hier oben. Beim Erreichen der langsam beginnenden Abfahrt fängt es wieder richtig, richtig, richtig an zu schütten. Dabei waren meine Füße doch gerade erst halbwegs trocken. Zwischendurch, noch oben, habe ich das erste mal eine Einsamkeitskrise und vermisse Paulchen, Evee und Robi ganz extrem. Bin ja eigentlcih ganz gerne alleine, aber wenn sich mal so ein Einsamkeitsgefühl einschleicht, das ist richtig scheiße. Bei durchwachsenem Wetter fahre in der Nähre von Oppdal ich einen Campingplatz an. Meine Zeltstange bricht wieder. Aber ich lerne ein paar ganz liebe Leute kennen, die mir beim flicken helfen, leider vergeblich, und mir daraufhin für die Nacht sogar ein Zelt leihen! Danke, Danke, Danke!!! Fahre noch nach Oppdal rein um nach einem Zelt zu schauen, da das Flicken zum scheitern verurteilt ist. Nördlich von Trondheim wird es etwas einsamer und ich sollte mich auf das Zelt verlassen können. Die Sportläden haben schon all zu. Morgen mal weiter sehen. Meine Schuhe trockne ich unter der Feuerschüssel und dann geht es ins Bett.

[EDIT aus heutiger (19.07.2012) Sicht]

Bei dem Hochplateau, das ich vor einem Jahr überfahren habe, handelt es sich um das Dovrefjell . Dort wurden vor 70 Jahren Moschusochen angesiedelt. Ich habe zwar keinen gesehen, mir wurde aber dort oben erzählt, dass schon viele Touristen von den Tieren verletzt wurden, weil sie einfach zu nah heran gegangen sind.

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