10. Juli 2011 - Noch ein Riss

Der Tag fängt schon gut an. Zwar scheint ausnahmsweise die Sonne, aber ich entdecke ienen weiteren tiefen Riss in der Zeltstange. Dieses mal an einem anderen Element. Weil es noch nicht durchgebrochen ist, versuche ich noch einmal Kabelbinder und Tape. Mal schauen wie lange das hält. Andere Elemente sehen auch schon ziemlich angegriffen aus. Hoffentlich muss ich unterwegs kein neues Zelt kaufen!

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Obwohl wenig Hoffnung besteht. Der Radweg aus Silkeborg hinaus ist genau so schön wie der hinein. Neuer Asphalt und kaum Löcher. So komme ich schnell voran. Es sind kaum Leute unterwegs, langsam fahren oder gar anhalten muss ich nur bei den Blockaden wenn ein anderer Weg oder eine Straße gekreuzt wird. Bevor das Ende der Route 21 erreicht ist, verlasse ich den Radweg um weiter in den Osten zu kommen. Ich passiere Ranger, den ersten Ort seit Tagen, den man als Stadt bezeichnen kann. Anders als sonst überall stehen hier bis zu vier stöckige Häuser. Auch sonst hat Ranger eher städtischen Charakter. In meiner Karte sind zwischen Ranger und Handsund keine Radwege eingezeichnet und weil ich keine Lust habe mich auf den Nebenstraßen durch zu schlängeln, nehme ich die Hauptstraße. Auch in der Hoffnung, dass neben der Straße die ganze Zeit ein Radstreifen verläuft. Die ersten zwei bis drei Kilometer geht das auch noch gut, doch dann ist Schluß. 30 km auf einer recht viel befahrenen Straße, ohne überhaupt einen Seitenstreifen. Dabei sind viele Teile der Straße ganz neu. Mir ist es bei sowas immer ein Rätsel warum an Radwegen gespart wird. Aber vielleicht gibt es ja einen guten Grund und es gäbe eine Verbindung, die ich nur nicht gefunden habe. Was solls 1 1/2 Stunden im Verkehr, immer wieder überholt werden, kaum Abstand. Ich komme mir vor als führe ich durch einen engen Tunnel. Und der Parasit hier auf der Straße bin ja schließlich ich. Wobei mir zumindest auch ein Rennradfahrer entgegen kommt. In Handsund angekommen, nehme ich die Route 5. Der Nordseeradwanderweg mit über 6000 km ausgeschilderten Wegen in Norwegen, Dänemark, Deutschland, den Niederlanden, Schottland und wahrscheinlich noch mehr, was mir aber gerade nicht einfallen will. 6000 km mit dem Rad, heute hört sich das noch extrem viel an. Es geht ein wenig geschlängelt nach Nordost in Richtung Dokkedal an der Ostsee. Dort angekommen laufe ich erst einmal Barfuss durch das Wasser, wenn ich schon durch das Wetter keine nassen Füße bekommen habe dann wenigstens so. Das Wetter hat heute nämlich entlich mal wieder gehalten was der Morgen versprochen hat. Zwar gab es den ganzen Tag wolten, doch größten Teils hat die Sonne geschienen.

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Daher auch ein kleiner Sonnenbrand an der linken Wade. Nur wenige hundert Meter nach meinem Ostseegang finde ich einen wunderschönen Platz für mein Zelt. auf einem kleinen Hügelchen auf einer frisch gemähten Wiese mit Blick auf die Ostsee. So einen schönen Platz hatte ich im ganzen Leben noch nicht. Ein Nachtrag zum 7. und 8. sei mir noch gegönnt. Auf der dänischen Seite der Flensburger Förde stehen Prachtvillen rum, auch mit direktem Blick auf das Meer. Ein Haus schönder als das andere. Nicht unbedingt groß, einfach nur elegant und mit bombastischer Aussicht. Aus dem Gebüsch neben mit springen zwei Rehe und liefern sich auf der Wiese einen Wettlauf. Hoffentlich läuft die Nacht keines mein Zelt über den Haufen. Bei dem Blick schlafe ich heute mal mit offener ”Türe”. Es sieht nicht nach Regen aus und bisher bin ich von einsetztendem Regen immer wach geworden und konnte ggf. das Zelt wetterfest machen. Heute bin ich 122km in 9 Stunden gefahren.

Ich bin jetzt seit 10 Tagen unterwegs und habe 1131 km hinter mir. Bin also noch voll im Komfortbereich, auch wenn die tägliche Kilometerleistung etwas über dem liegt was ich bisher gemacht habe. Interessant wird zu sehen, wie ich nach 15 bis 20 Tagen drauf bin. Auf meiner ersten Tour nach Italien hatte ich nach dieser Zeit genug und habe mich in den Zug gesetzt um zurück zu fahren. Dieses mal möchte ich eigentlich so weit wir möglich mit dem Rad kommen. Sowohl die bisherige Zeit, als auch die Kilometer sind eigentlich lächerlich im Verhältnis zu dem was noch folgen soll. Aber ich fühle mich gut und habe momentan keinen Grund irgendwelche Bedenken zu haben.